Ein Festmahl namens Kunigunde ...

Bild zeigt Corinna Herntier
von Corinna Herntier

Auf dem Turm, dem hohen, alten,
ist ein Leichnam am Erkalten.
Er gehörte Kunigunde,
sie verschied vor einer Stunde.

Es raschelt ihr Gewand im Winde
und trauernd rauscht dazu die Linde.
Auf Turmes Zinnen warten Krähen,
die unentschlossen rüber spähen

zu ihrer Speise, die die Sonne
beim „ganz Erkalten" stört – oh, Wonne!
Das edle Fräulein Kunigunde
war schlicht gestolpert vor der Stunde.

Ganz großes Pech, man glaubt es kaum,
ihr Fuß verhakte sich im Saum!
Des Fräuleins Schicksal es so lenkte,
dass sie sich ihren Hals verrenkte

und als sie ihn selbst gerade rückte,
dieser Versuch ihr gar nicht glückte!
Es machte „knack" und sie fiel um,
gleich auf der Stelle – tot – wie dumm!

Die Krähen krächzen schon vor Freude!
Ein ganzer Clan flog aufs Gebäude.
Wenn's sicher ist, dass sie von hinnen,
dann kann das Festmahl gleich beginnen!

Der Leichnam ist nicht dünn und hager,
denn Kunigunde war nicht mager!
Im Gegenteil, sie hatte Masse.
Ein Schwergewicht der „Extraklasse".

Wird Kunigunde dann gefunden,
nachdem sie tat den Krähen munden,
dann ist es leichter, kann man sagen,
für den, der sie vom Turm muss tragen ...

Hier zeigt sich klar der große Nutzen
der Krähen durch ihr „Aas-Verputzen"!
Sie dienen schließlich der Natur,
und folgen den Instinkten nur.

Meine Website: corinna-herntier.jimdo.com

Gedichtform: