Nie die Frage ...

Bild zeigt Corinna Herntier
von Corinna Herntier

Taumelnd in die Knie gegangen,
fiel sie vor Erschöpfung um,
lag geschwächt, vom Tod umfangen,
neben sich nur starre Leiber,
lebloser, verdorrter Weiber,
und ihr Mund blieb kraftlos stumm.

Fürchtete nicht mehr das Sterben,
sehnte sich nach Frieden bloß.
Was gewesen, lag in Scherben.
Zukunft – ein verlorenes Hoffen.
Ihre Seele war schon offen
für das unabwendbar‘ Los.

Aus den Massen, die noch wankend
und entkräftet weiterzogen,
nahte sich, dem Himmel dankend,
eine dürre Frauengestalt.
Ihre Schwester - krumm und alt -
die als Einz'ge ihr gewogen!

Und schon zerrten klamme Hände
mühevoll an ihrem Arm.
Doch die Kräfte gingen zu Ende.
Liebevolle Worte raunend,
hörte sie die Schwester. Staunend
wurd‘ ihr himmlisch wohl und warm …

Ohne letzten Hoffnungsschimmer,
weinend tief im Herzen nur,
und kaum hörbar ihr Gewimmer,
blieb die alte Schwester dort.
Floh nicht weiter von dem Ort.
Dann verlor sich ihre Spur.

Überlebende berichten,
von den Gräueln jener Tage.
Von Verbrechen, vom Vernichten
und von unfassbarem Leiden.
Konnte niemand es vermeiden?
Doch – nur, das war nie die Frage …

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