Grüne Stunden

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Grün wie das Gras sind die Farben meiner Kindheit;
ein Blick hinüber zum Deich durch unsere Fenster nur:
Und augenblicklich war ich entschlossen, bereit
für einen Streifzug durch die grüne Natur.

Die frühen taufrischen weiten Wiesen hinunter
lief ich Sonntags ans Wasser - ins Uferblaue;
wie grüne Seide funkelte das Gras meiner Aue,
Grün, gelb und weiß schon am 1. Mai, im Juli noch bunter!

Ich schickte Klage um Klage hinüber zu dir:
Übers Wasser scholl 's mit rauem Möwengeschrei:
Du schicktest übermütige rotbunte Kälbchen mir
und dröhnende Schiffssirenen aus aller Welt vorbei.

Grüne Kindheit: vergangenes Glück und Leid;
Vergangenheit auch: meine kurze Jugendzeit,
darin ich wie Schilf schwankte im Wind, mal sanft, mal wild.
Ach, mich wundert, dass meine grüne Seele nicht überquillt!

Das Grün der Wiesen hat sich mir ins Aug' gebrannt,
grün wie Vier-Blätter-Klee, das ich einst dort gefunden,
grün wie ritzendes Schilf in meiner verletzten Hand; -
am Ufer, im Sumpfdotter, verrannen grün mir die Stunden.

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