Winter

Bild von Annelie Kelch
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... und mir fehlt mein schönes Badehandtuch
von der SAGA …
Sooo groß ist meine Wohnung nicht, dass
ich es nicht finden würde – im Gegenteil;
ich brauche ja nicht mehr viel – Gott sei Dank!

Merkwürdigerweise schließt jetzt auch
meine Badezimmertür korrekt – von heute
auf morgen quasi; i c h habe nichts daran
verändert, glaubt mir, Leute, das kann ich
gar nicht.

Jetzt haben sie es geschafft – ich kaufe
eine Überwachungskamera! Und setze ein Kopfgeld aus:
Hier herrscht der Wilde Westen. 300,00 Euro für
denjenigen, der mir sagt, welcher Einbrecher
meine Wohnung während meiner Abwesenheit
frequentiert, damit er ins Kittchen wandert!

Ja, und ich werde duschen, jeden Tag, so lange,
wie ich will, Leute; das könnt ihr mir glauben,
da könnt ihr wieder klopfen wie die Blöden,
so viel ihr wollt! Dafür heize ich wenig.
Ich habe innere Hitze, Leute.

Ihr tut mir nur noch leid.
Und nein, für alle Weiber hier:
Ich habe kein Bäuchlein …
dank Yoga – ich bin schlank, Leute!
Und bleibe es mein ganzes Leben lang.
Und Falten am Hals oder im Gesicht
werden die Weiber, die mich blöd
anglotzen, auch nicht finden. Das
dauert noch ... unter Umständen
Jahrzehnte, Leute.

Und ich schreibe, Leute, ich schreibe …
Jetzt geht es erst richtig los.
Und irgendwann gehe ich auch zum
Amnesty-Treff und erzähle mal alles,
Leute. Denen werden die Augen
übergehen, wenn sie das hören:
„Mobbing und Hetze in Deutschland“.

Und der Idiot kann auch ruhig
wieder mit seinen Türen knallen.
Ob er das nun macht oder nicht …
hat nicht den geringsten Einfluss
auf mich. Für mich ist das eine
ganz linke Dumpfbacke.
Nein, Leute, ich ärgere mich
nicht mehr über Dumpfbacken.
Es geht mir fantastisch.
Auch dank euch, Leute.
Was wollt ihr nun machen?
Die Wohnung verwüsten, wenn
ich weg bin. Oder mich ermorden?
Nur zu …! Dann unternimmt ja wohl
endlich die Polizei etwas!

Nein, und ich ziehe auch nicht zu
meinen Söhnen. Dafür liebe ich sie
viel zu sehr. Für sie bleibe ich gesund
und munter, Leute. Die müssen mich
nicht pflegen, da können Sie noch
so viel mobben, klopfen, hämmern
und bohren, kleine, dumme Idioten,
die ihren Dreck von den Wänden
klopfen und vor Neid überschäumen,
aber nicht arbeiten wollen.

Und nein, verkuppeln lasse ich mich
schon gar nicht. Und schon gar nicht mit einem
geistlosen alten Stiesel. Meine Ansprüche, was
das betrifft, sind ganz enorm gestiegen,
Leute. Vergessen Sie 's einfach. H i e r
bringen Sie mich gewiss nicht in
Liebesverhältnisse (hah!) – ganz im Gegenteil.

Und es ist herrlich – so ganz ohne Mann
zu leben; die absolute Freiheit, Leute.
Man ist für alles offen. Wer weiß, wer
mir noch begegnen wird. Ich bleibe ja
nicht ewig hier.

Jedem das Seine, ihr kleinen Penner!
Gruß auch an den Einbrecher: Er
verplempert bei mir seine Zeit.
Ich könnte ja mal meinen Neffen
anrufen und ihn auf das Dilemma hier
aufmerksam machen. Er ist nicht
nur Richter, sondern auch Direktor
eines Gerichts und hat sicher gute
Kontakte zu Leuten, die das Recht
achten. Wir sind ja nicht wie Sie
aus „Dummsdorf“.
Das war 's, was ich heute sagen
wollte. Danke fürs gefällige Lesen.

P.S.: Sollte ich das Handtuch doch
noch finden, Leute, dann bleibt immer
noch das Rätsel mit der Tür ...
Ich bin gespannt, was diese Schweine
sich jetzt ausdenken.

Interne Verweise

Kommentare

06. Dez 2017

Wer Handtücher klaut, scheint nicht ganz sauber:
Statt "Räuber" reicht's da bloß zum "Rauber" ...

LG Axel

07. Dez 2017

Du hast wahrlich innere Hitze, liebe Annelie,
ich habe deine Winterbetrachtung der besonderen Art
mit Interesse und Anteilnahme gelesen.

Liebe Grüße - Marie

06. Dez 2017

Liebe Marie, danke für deinen Kommentar. Wenn du wüsstest, wie wenig Vergnügen mir diese Art Gedichte machen! Ich setze in Bezug auf Zeugen bald eine Anzeige in die Zeitung und kürze die Miete. Es geht nicht an, dass ganz offensichtlich Verrückte jeden Tag (!) den Hausfrieden ganz erheblich stören. Mit Zeugen ist dann Schluss mit "lustig". Wenn ich soviel Geld ausgeben muss für diese Rabauken (Videokamera etc.), dann dauert es eben noch ein wenig länger, bis ich ausziehe. Das ist nicht mein Problem. Wenigstens ist momentan schon seit längerem in der Nacht Ruhe. Wenn du das mitbekommen hättest - du hättest steil im Bett gesessen ohne Ohropax. Die im Vertrag verankerte Mittagszeit kann man eh streichen. Das ist nur pro forma. Als ich hier einzog, sagte man mir, hier würden junge Leute wohnen, die gern feiern - und ich dachte an StudentInnen, mit denen ich immer gut klarkam wohnungsmäßig. Aber das war schlicht gelogen: Hier wohnen Stänker und Krawallmacher, die weder eine Arbeit noch sonstwo eine Wohnung bekommen - von ab und an feiern kann keine Rede sein. Die machen nur Krach!

Liebe Grüße zu dir,
Annelie

07. Dez 2017

Das alles ist wahrlich kein Vergnügen, liebe Annelie, kann man diese egoistischen Typen nicht mal um einen Tisch versammeln und mit ihnen darüber reden? Bei uns herrschte plötzlich Chaos in der gemeinsamen Waschküche, ich schrieb einen freundlichen Brief an alle - und siehe da, es hat gewirkt, gerne nehme ich dafür hin, etwas scheel betrachtet zu werden.

07. Dez 2017

Liebste Marie, ich wähnte dich in einem Einzel- oder Reihenhaus wohnend. Und habe mich für dich gefreut. Sehr sogar. Eine gemeinsame Waschküche wäre der reinste Horror für mich. Ich bin eine typische Einzelgängerin und sehr oft ganz tief in Gedanken. Es kommt noch soweit, dass ich im Winter eine Sonnenbrille aufsetze, damit ich nicht gesehen werde - jedenfalls fühle ich mich mit Sonnenbrille so. Ich will möglichst nicht gesehen werden - ganz einfach nur meine Ruhe haben. Dafür "tue" ich anderen Leuten nicht das Geringste an - im Gegenteil. Im lockeren Kontakt bin ich normalerweise sehr höflich und freundlich und hilfsbereit, wie früher zu unseren Mandanten. Da hat sich nie jemand beklagt. Eine Versammlung mit sehr vielen Menschen wäre mir ein grausiger Grusel. Versammlungen sind mir zuwider. Es wäre eh zu spät. Was die sich hier geleistet haben, geht auf keine Kuhhaut. Mit solchen Leuten setze ich mich nicht an einen Tisch. Mein Ziel ist der Umzug. Ich werde es erreichen, nicht allein deshalb, weil einer meiner Söhne, möglicherweise auch beide, mir helfen werden. Man betrachtet mich oft scheel. Ich betrachte niemanden scheel.

Liebe Grüße zu dir,
Annelie

06. Dez 2017

Dank, Axel, dir, für deinen Kommentar, die Tür ist fast noch gravierender, weil die schloss nicht richtig. Gestern, als ich nach Hause kam aus der Stadt, funktionierte sie plötzlich. Das war kein Wunder - da hat einer ohne mein Wissen dran gearbeitet. Mit Nachschlüsseln in meine Wohnung gekommen.
Und - wenn jeder so ruhig wäre wie ich, gäbe es keinen Streit und keinen unnötigen Lärm; aber nun werde auch ich mal hin und wieder meinen Drucker in Bewegung setzen, was ich bisher wegen des kleinen Lärms vermieden habe, obwohl der neben mir rechts jeden Vormittag seinen Dreck von den Wänden klopft, da muss allerhand sitzen, und dann stimmt der mit Bohrmaschine irgendwo irgendwann ein, zwei Bekloppte halt. Ich nehme dann Ohropax und höre es kaum noch, jedenfalls stört es mich nicht mehr. Aber die klopfen und hämmern aus Langeweile manchmal stundenlang - kaum zu glauben, aber wahr. Und niemand im Haus gebietet denen Einhalt, obwohl angeblich ein Hausmeister vorhanden ist, der von den Mietern bezahlt wird. Aber mir ist schon alles egal hier. Und wenn dieses Pack sich endlich um seine eigenen Angelegenheit kümmern würde, könnte ich andere Sachen schreiben, die mir größeren Spaß brächten.

LG Annelie

07. Dez 2017

Liebe Annelie, das hast du wirklich eine krasse A...karte gezogen. Übel, übel. Ich weiß durch meine Kinder die auch in Mietwohnungen sind und waren, das es dort kaum Ruhe gibt, aber doch mehr "Anstand" wie bei dir. Das man den ganzen Tag hämmert, macht jemand jedoch nicht ohne Grund. Vielleicht holt er die Holzvertäflung runter und verfeuert sie... hat es alles schon gegeben ... Sicher wohnst du nicht, schau das du dort weg kommst. Auf Hilfe, würde ich mich nicht verlassen, vieles was Zivilrecht ist, ist oft für die Tonne und langwierig... du müsstest es wissen.

Ich wünsche dir einen sicheren Tag und pass gut auf dich auf!!!!
Herzliche Grüße
Soléa

07. Dez 2017

Liebe Soléa, nicht den g a n z e n , aber etwas mehr als den halben Tag ist vorgekommen - so lautstark, dass ich meinen Ohrenschutz für Baulärm getragen habe. Aber das Gute ist: Es interessiert mich nicht - nicht die Bohne, auch nicht, wer diesen Lärm macht. Ich möchte nur keine fremden Leute in meiner Wohnung haben. Welcher Mieter will das. Und diese Leute sind mir fremd - fremder als mir je welche waren. Ich glaube kaum, dass hier jemand Holzvertäfelung hat. Diese Leute haben Langeweile - das ist sehr schade. Es gibt auch Hobbys, die wenig Geld kosten, Malerei zum Beispiel - oder auch Schriftstellerei. Jeder kann es lernen, sofern genügend Interesse vorhanden ist. Aber das "Klopfen" ist denen wichtiger. Es geht übrigens schon wieder verhalten los - neben mir, und ich nehme jetzt Ohropax. Mit Zeugen könnte ich die in Grund und Boden klagen. - Angélique hat ihren Prozess auch - Gott sei Dank - gewonnen, der zuerst auch aussichtslos schien. Es kommt auch sehr auf den Anwalt an. Und ich kenne einen sehr guten Anwalt in Hamburg, der mir schon einmal geholfen hat.

Liebe Grüße zu dir und auch dir einen wunderschönen Tag
(mit Ohropax lebt es sich wirklich nicht schlecht),
Annelie

07. Dez 2017

Spannend, wie ein Krimi.
Leider spricht die Wirklichkeit.
So ein schlimmer Härtetest.
Wer ihn besteht, hat Festigkeit.
Es kommen sicher noch bessere Tage,
ohne diese nervtötende Plage.

Liebe Annelie und dennoch wünsche ich Dir eine erträgliche Adventszeit. Und GESUNDHEIT! Du hast ja zudem das Talent und schreibst Dich frei!

Liebe Grüße,
Monika

07. Dez 2017

Liebe Monika, danke für deinen tröstenden Kommentar. Du wirst es gut verstehen, denke ich: Sogar gegen solche Probleme helfen Yoga und Meditation. Seit ich wieder sehr regelmäßig Yoga praktiziere, geht mir das fast "am Hintern vorbei". Ich möchte nur keine fremden Leute während meiner Abwesenheit in meiner Wohnung wissen. Wer das nicht kapiert, ist schlicht und einfach dämlich. Und das sind zu viele Leute hier. Ich möchte auch nicht in einem Überwachungsstaat leben - wie früher in der DDR oder noch schlimmer. Das stelle ich mir absolut gruselig vor. Ich weiß, dass du auch deine Freiheit liebst. Es lebe die Freiheit! - Leute, die sich in Privatangelegenheit mischen, sofern kein Kind, keine Frau oder sonstwer in Gefahr ist, gehen mir ganz erheblich auf den Geist. Solche Leute haben selber die meisten Probleme, die ich ganz gewiss nicht habe.

Ganz liebe Grüße zu dir und Khalessi und eine schöne Adventszeit,
Annelie