Die Kathrin lebte nicht im Wahn
Bloß nährte sie sich streng vegan
Dies schien den Vater zu empören
Doch konnte Muttern ihn bekehren:
"Dieses Vegan ist besser wohl
Als Drogen oder Alkohol"
Und wenn das Töchterchen noch aß
Empfanden auch die Eltern Spaß
Dann begann Kathrin einst zu wimmern:
"Das Essen verdirbt mir meinen Leib!
Jüngst sah ich's in der Kiste flimmern:
Wie zart und schlank ist dort jedes Weib!"
Worauf Vaters Faust zu Tische sank:
"Ich ahnte, dass dieses Internet
Junge Mädchen mache dürr und krank.
Und gewiss bist DU, mein Kind, NICHT fett!"
Kathrin aber verwehrte Mutters Kost
Biss mitunter noch in des Brotes Krust'
Erbarmungslos ging sie mit sich ins Gericht
Erschöpfung stand ihr schon bald zu Gesicht
"Bitte iss!" rief Muttern. "Und zwar geschwind!"
"Stehst hier wie ein Grashalm, mein armes Kind!"
Das Flehen der Eltern verhallte im Haus
Und Vater tat dem Internet den Garaus
Abends darauf begann Kathrin zu klagen:
"Das Essen verdirbt mir meinen Leib!
Stehlt mir ruhig das Netz, es wird mich nicht plagen!
In der Schule ist schlank jedes Weib!"
Worauf Kathrin jäh zu Boden sank.
Und Vatern trug sie zum Krankenbett
"Unsere Tochter ist dürr und krank
Glaubt doch noch immer, sie wäre fett!"
Und so brachte man Kathrin vom Hause fort
In der Heilanstalt sollte sie gedeihen
Denn vermochte schon mancher Doktor vor Ort
Jungen Mädchen Appetit zu verleihen
frei nach dem "Suppen-Kaspar" aus Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter".
(siehe auch: "Das App-Hanserl"!)