Das App-Hanserl

Bild von Topsy-Sophia Schmitt
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Wenn der Hans zur Schule trabte
Er sich stets am Bildschirm labte
Immerzu, mit starrem Blicke
Braucht bloß das Gerät zum Glücke
So tönt aus Gassen reger Hohn:
"Das Hanserl liebt sein Telefon!"

Doch um Hans das Wort zu reichen
Half's nichts, bös' herumzukreischen
Er hört nicht einmal das Gebell
Des Hundes treuester Appell
Vernimmt auch nicht, wie's leise rieselt
Weil Hündchen ihm auf's Schühchen pieselt

Mit tipp-tapp-tipp schritt er davon
Strauchelnd auf schäbigem Beton
Sein Auge ahnt nichts von der Welt
Aus der er sich hinfort gesellt
Die Vogelscharen spotten schon:
"Das Hanserl liebt sein Telefon!"

Da der Stumpfsinn ihn nichts lehrte
Traf Hans einst die ganze Härte
So verirrt er sich im Schilfe
Das Gerät als letzte Hilfe
Doch der Moskitoschwarm ihn fängt
Und gnadenlos gen Wasser drängt

Platsch! Das Hanserl liegt im Teiche
Erstmals hört man sein Gekreische
Von weitem lauscht man seinem Leiden
Sein Schicksal wird ihm niemand neiden
Die Frösche lachen monoton:
"Nun ist's dahin, das Telefon!"

frei nach dem "Hans Guck-in-die-Luft" aus Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter".