Falsche Wünschelruten

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mag sie nicht
die eitel Lebensstolzen
die sich stets rühmen
wie klug sie waren
was sie alles geschafft

sie schauen mir
zu selbstgefällig
auf ihr Leben zurück
sehen sich exklusiv
als Schmied von ihrem Glück
bleiben in diesem
einfältigen Irrtum gefangen
bis endlich der allgerechte Tod
auch sie hinrafft

die Kluft vom Clochard unter der Brücke
zu meinem Wohlstand und Glücke
ist minimal und äußerst klein
ich könnte leicht
an seiner statt
im vermeintlichen Elend sein

die Lebensprozesse
unser komplettes Sein
sind entscheidend
von Zufällen geprägt

schaut man zurück
ist lediglich
die Illusion sehr stark
das Ziel sei quasi
schon im Voraus festgelegt

ist man durchs Leben
aber weise geworden
erkennt man mühelos
der Beitrag des Planes
zum derzeitigen Status Quo
er ist nie wirklich groß

der Prozess der Evolution
enttarnt die Illusion
so wie das Leben gerade existiert
ist es primär durch Zufall generiert

Bauchgefühl und Intuition
erweisen sich entgegen dem
was wir vorschnell meist
als wahr vermuten

meist als die gänzlich
falschen Wünschelruten

Interne Verweise

Kommentare

09. Mai 2017

Ich kann dich mir zwar nicht als Chlochard vorstellen, Ulli; aber es kommt immer auf die Verhältnisse an, unter denen wir leben, in die wir hineingeboren werden und wie es um unsere seelische Stabilität bestellt ist. Alles, was unter Einsatz der Ellenbogen erreicht wurde, kann nicht viel taugen - aber Fleiß hat noch keinem geschadet. Aber es gab und gibt sicher auch noch immer Regierungen, unter denen mit Fleiß nicht viel zu erreichen war bzw. ist, da zählen Durchsetzungsvermögen um jeden Preis, Beziehungen und Korruption.
Aber nehmen wir mal den letzten Ausrutscher von Frau von der Leyen. Im Grunde genommen hat sie wahrscheinlich recht. Und sie kann nicht überall sein - das kann kein Mensch. Sie hat unter Druck unüberlegt und unglücklich formuliert - und es wird ein Aufstand davon gemacht, dass man Monate brauchen würde, um die ganzen Artikel darüber zu lesen. Soweit ich informiert bin, hat Frau von der Leyen - auch - in Amerika Medizin studiert. Weshalb sie nicht im Gesundheitswesen tätig ist, ist mir ein Rätsel. Offenbar ist ihr die politische Karriere wichtiger als ein "Stern" unter den Heilenden zu werden.

LG Annelie

Ulrich Nass
09. Mai 2017

Schade,dass nicht rüberkommt,was ich sagen will, Annelie.
Ich muss mich wohl noch mehr anstrengen
Die Absicht war Folgendes auszudrücken: Evolution ist ungerichtet.Dass wir uns als Spezies Mensch für ihr Ziel halten,ist ein längst aufgeklärtes Mißverständnis.
Die Analogie für unsere Biografien besteht für mich darin,dass wir das Kontingente nicht sehen wollen.
Es war ein Appell zur Demut,mehr nicht.Zu viel Stolz auf eigene Lebensleistungen empfinde ich meist als peinlich.Aber das muss jeder für sich entscheiden.Ich halte meine Meinungen übrigens nicht für unbedingt repräsentativ.
Dass ich zuspitze,ist doch legitim.
Nicht als Clochard geendet zu sein, es ist für mich nicht nur mein Verdienst,sondern
auch einer unüberschaubaren Kette von Zufällen zuzuschreiben.Natürlich sind unser Streben,unsere Anstrengung,unser Einsatz auch überragend wichtig.Aber nicht alleine. Immer,wenn ich 'gescheiterte' Menschen sehe,dann kommen mir diese Gedanken.Ich könnte an seiner Stelle sein !??
Fand diese Empfindungen auch immer wieder in der Literatur beschrieben.
Habe gerade nochmal über meine Zeilen drübergelesen.Im Grunde wollte ich es so sagen.
Ich danke Dir herzlich für deine ausführliche Stellungnahme,glaube aber,dass ein Austausch über grundsätzliche Lebensfragen auf dieser Plattform nicht möglich ist.
Das ist schade,aber so ist es wohl.
lG
ulli

09. Mai 2017

Hallo Ulli, welcher Dussel käme auf die Idee, einen Chochard zu verachten; aber ich glaube nun mal nicht, dass ich eine Obdachlose zum Beispiel hätte werden können, weil ich diesem harten Leben gar nicht gewachsen wäre. Ich würde mich wahrscheinlich irgendwo hinlegen und sterben. Diese Menschen sind auf eine Art bewundernswert, dass sie ihr Los und manche Demütigung ertragen, und ich bin weit davon entfernt, Obdachlose, Fixer, Trinker, eben sogenannte Gescheiterte, als Menschen geringer zu achten als z.B. Emporkömmlinge. Stolz auf eine Lebensleistung zu sein, ist für mich kein Thema. Stolz überhaupt - aber man muss sich abschirmen, wenn man sehr verletzlich ist. Nur äußerst selten gebrauche ich das Wort "Stolz", und auch nur, um andere zu ermutigen. Aber ich kannte ein junges Mädchen, dass weinte, als sie nach sehr großem Fleiß sogenannten "Erfolg" hatte und habe das verstanden. Auch ich sah mich (nicht nur einma)l gescheitert - und habe, als ich danach dann noch noch diesen "Erfolg" hatte, vor Erleichterung weinen müssen. Das ist kein Stolz, das ist eher Glück. - Aber weshalb sollte ich demütig sein (ich mag dieses Wort nicht), wenn ich nur Stänker verachte, die anderen Menschen Übles wollen. Weshalb sollte ich demütig sein - es reicht doch aus, dass ich nicht das Geringste gegen Chlochards u.a. habe, ihnen genauso gegenübertrete, wie ich anderen Menschen gegenübertreten würde - solange ich nicht körperlich oder seelisch angegriffen werde und mich wehren müsste.

LG Annelie

Ulrich Nass
09. Mai 2017

Danke Annelie,
ich akzeptiere deine Erläuterungen und bin froh über diesen kurzen Gedankenaustausch.
lG
ulli