Weißt du eigentlich

Bild zeigt Yvonne Zoll
von Yvonne Zoll

Mensch, weißt du eigentlich
Wie gut‘s dir fürwahr geht

Was du wahrlich einst erlebt
In Hunger ausgedrückt
Von Gliedern kraftlos, abgezehrte Arme,
Schlange stehn und nichts verlangen
Dosis rationiert vergessen
Muskel Knochen
dein Gewicht ein Festtag
Kennst du nicht

Im Überfluss der Welt erbracht,
meckerst Du schon über einen Fisch

Und dann der Freiheit Autonomie
Kein Gesetz – was schränkt dich ein
Interdikt – zu bedenken galt Gefahr
Drangsal die du nicht erkannt
Oder doch im Gen vererbt so gut
Vertrau dem nächsten Nachbarn Wicht
Erkennt jemand dein Gesicht

In falscher Zeit hilft kein Gedicht
Nur richtig ist, was Rechtes tun
Wehren Totalitäten
Hier und jetzt und nun
Für dich und mich
Und eine bessere Welt

Das beginnt alleine schon
Mit einer Blume in der Hand
Für den der dir ein Dorn
Mit Lächeln im Gesicht
Aus Herzen wandernd kerzengerade
Für jene die es unbedingt gesucht

Umarme stets bedingungslos
mit offnem Ohr beherzt
Erhör was Chronik
Wahrheit bleibt
Wahrhaftig echt
In der Liebe
Unsrer Welt

Der lyrische Nachhall eines soeben über zwei Tage gelesenen und äußerst berührenden tiefgründigen Romans über das Schicksal zweier französischer Schwestern in Zeiten der Besetzung durch die Nationalsozialisten, der zum Nachdenken über das eigene Verhalten anregt: Was würde ich selbst eigentlich tun, um zu überleben, um die zu schützen, die meine Liebsten sind? Was bin ich in der Lage auszuhalten? Und außerdem: Wie steht es eigentlich um mein eigenes Gewissen und Handeln?
Ein Roman auch gegen das Vergessen, der einen zudem die heutige Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich als Wunder begreifen lässt...
(Kristin Hannah: Die Nachtigall, 609 S.)

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