Versunken

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von Marie Mehrfeld

Versunken in
rote Gedanken,
und auch das
Wasser mit seinen
scheuen Fischen
hat sich zurück
gezogen,

der geläutlose
Kirchturm,
er ragt erneut
aus der Tiefe,
sein spitzes Haupt
grau beschindelt,

so unversehrt
und keck, der
Gockel auf
der Spitze,

das alte Leben
ahne ich, den Zank,
die Liebe, den Tod,

und meine
Zehen krallen
sich in kalten
groben Sand,

mich schaudert,
und ich wärme
mich an den
hellen Sommern
mit dir

auf dem prallvollen
See im Boot zwischen
plätschernden Wellen,

weit weg von allen
achtsamen Augen,

mit prickelnder Haut
und noch furchtsamer,
zärtlicher junger Lust.

Der Edersee ist der flächenmäßig zweitgrößte Stausee in Deutschland. Er liegt in Nordhessen am Fulda-Zufluss der Eder hinter der 48 m hohen Staumauer der Edertalsperre, die von 1909 bis 1914 erbaut wurde. Als Folge des Staumauerbaus mussten etwa 900 Menschen im Bereich des Stausees ihre Heimat aufgeben und sich an anderer Stelle niederlassen. Mehrere Dörfer, die im Tal der Eder lagen, wurden – nachdem sie abgerissen oder abgetragen worden waren – an höher gelegenen Orten oberhalb des neu entstehenden Edersees aufwändig und liebevoll neu errichtet. In Trockenzeiten ragen Gehöfte und ein Kirchturm aus dem Wasser und erinnern an die besondere Geschichte des Sees.

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