Integration ist manchmal unmöglich...

Bild zeigt Willi Grigor
von Willi Grigor

..oder das genaue Gegenteil.

Ich hab Verständnis, ja Respekt,
wenn wem das neue Land nicht schmeckt,
der verdrossen reagiert,
eine große Trauer spürt.
Jede Umstellung braucht Zeit
und fordert eine Kleinigkeit,
nicht wenig Wille, Kraft und Mut,
Hilfe, Widerstand und Wut,
das Wissen, was "ich will es" heißt,
ganz tief im Herz, nicht nur im Geist.
Wer auch nach Jahren nicht erkannt:
"Dieses neue ist mein Land!",
den jeder Traum "nach Hause" führt,
möcht's sein, doch ist nicht integriert.

Es ist kein Trost, was ich jetzt sag,
- und keine Überlegenheit,
ich hatte Glück und war bereit
zu einer bessren Zeit -
doch dankbar ich's im Herzen trag:
Auch ich war, zweimal, Emigrant
und anschließend dann Immigrant.
Ich wusste nichts vom neuen Land,
doch schon nach Wochen ich empfand:
Mein Schicksal hat es gut gemeint,
- beim ersten Mal mich zwar gequält,
nicht reagiert, wenn ich geweint,
auf diese Art mich wohl gestählt -
es öffnete für mich das Tor
zu einer neuen Lebenswelt.
Ich steh nicht rüttelnd mehr davor,
bin durch und in sie integriert,
bin angekommen, hier.

Sie gibt mir alles, was ich brauch,
nicht selten etwas mehr.
Mich mag das Glück, sie nicht: die Not.

(Doch wünsche ich mir öfter, sehr:
deutsches Bier und Schinkenbrot.)

© Willi Grigor, 2017
Aus dem Leben

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