NATURA

Bild zeigt Jürgen Wagner
von Jürgen Wagner

Wer war die Göttin alter Zeiten,
die man als Hexe sollte meiden
im Namen des Vaters,
des Bischofs und Paters,
dem Gott Israels treu?

In jener Zeit, die zwischen den Jahren,
da kommt sie im Sturme gefahren
Sie sichtet das Land
und knüpft das Band
des Lebens neu

In dieser Zeit gilt es zu ruh'n,
zusammensein, kein Werk zu tun
Die heilige Leere,
damit Neues werde
im kommenden Jahr

Nur unterm Jahr kommt sie verborgen
zu armen Menschen mit Sorgen
Ein gutes Herz,
dann geht's auch vorwärts
mit so manchem Haar

Besucht sie einmal einen Reichen,
bekommt auch der ein hohes Zeichen
mit der Liebe nicht spar'n,
das muss er erfahr'n
am untersten Ort

Verlorene, die ganz am Ende
nimmt sie in ihren Dienst behende,
um treu zu verseh'n,
was da hat zu gescheh'n
Am End' ist sie dort

2017 - Anmerkungen: Die Mythen unserer Vorfahren kannten weibliche u n d männliche Gottheiten, die immer auch aufeinander bezogen waren. Odin war die oberste männliche Gottheit, seine Frau Frigga (später popularisiert und transformiert zu Frau Holle) die weibliche. Der männliche Aspekt steht letztlich für die Macht des Himmels und des Lichtes, der weibliche für die Lebendigkeit und Fruchtbarkeit der Erde und der Natur.
Die 'Zwölften', die Zeit zwischen dem endenden Sonnenjahr am 21.12. und dem endenden Mondjahr am 31.12. war der Sabbat unserer Vorfahren, die 12 Nächte bis zum Beginn des neuen Jahres am 1.1.
"So manches Haar, so manches gute Jahr" war ein stehender Spruch in Bezug auf die Spindel: wer unter dem Jahr fleißig spinnt, wird auch den Lohn seiner Arbeit bekommen.

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