Der große Verlust

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von Heide Nöchel (noé)

Wir kannten sie nicht, die Spanne der Zeit,
gingen davon aus, dass wir grad erst begannen.
Wir waren verliebt und zu leben bereit!
Für uns hatte alles erst angefangen …

All die Freude, die wir später nie mehr hatten,
all das Lachen, das nie wieder unseres war …
und in der Liebe verzweifelt kämpfendem Schatten
machte Tod uns unmissverständlich klar,

dass er es ist, der die Zügel führt,
nicht wir, in unserem Allmachtsdenken,
dass er im Sterben das Leben regiert,
und nicht wir unser eigenes Dasein lenken.

Überrumpelt erfuhren wir, hilflos-entsetzt,
unser Glück wurde längst schon überschattet,
Tod hatte bereits seinen Schlusspunkt gesetzt:
„Seid zufrieden mit dem, was doch immer ihr hattet …“

Es gelang ihm zuerst, selbst das Denken zu lähmen,
doch wurde uns nach und nach bewusst,
er schenkte uns, von einander Abschied zu nehmen.
Was mir blieb jedoch, war der große Verlust.

© noé/2018

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