Frühlingsgedicht

Bild von Johanna Ambrosius
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Er kommt auf Windesflügeln
Her über Tal und Hügeln
Mit sonnigem Gesicht;
Und wer ihn wollte fragen:
Warum? Dem wird er sagen:
Tor, alte Liebe rostet nicht.

Mit lächelnder Gebärde
Küsst er dem Bräutchen Erde
Die dunkeln Augen wach:
Mein Lieb, nun aus dem Bette,
Mach hurtig Toilette,
Heut‘ ist unser Hochzeitstag.

Bringt selbst das Kleid von Seide
Nebst blitzendem Geschmeide
Zur Morgengabe dar,
Drückt unter Schmerz und Kosen
Den Kranz von weißen Rosen
Ihr in das lange Seidenhaar.

Dann ruft er: Auf, zur Stelle,
Stimm‘ an, Musikkapelle!
Frau Lerche dirigiert;
Die Nachtigall im Flieder
Singt heut‘ das Solo wieder
Mit allem Schmelz, wie’s sich gebührt.

Und ihr, ihr meine Knaben,
Bringt her die Hochzeitsgaben,
Dass sich ihr Herz erfreut;
Da schleppen Elfenhändchen
Die schönsten Silberbändchen
Mit Demantperlen überstreut.

Nun flammen auf die Kerzen
Aus tausend Blütenherzen
Getränkt mit Honigduft;
Der Glöcklein süßes Läuten
Durchdringt des Weltalls Weiten,
Und Opferrausch erfüllt die Luft.

Die grünen Banner schimmern
Und Edelsteine flimmern
An jedem kleinsten Stab;
Die Blüten und die Halmen
Sie beten Dankespsalmen,
O Frühling, holder Wunderknab‘!

Der Herr legt selbst die Hände
Auf’s Haupt ihr, und ohn‘ Ende
Zieht Jubel durch das Land.
Am jungen Hochzeitsmorgen
Sind ferne Leid und Sorgen – –
Die kommen erst im Ehestand.

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