ro - ro - rooooose

Bild von Gherkin
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© Gherkin 2020

am fenster stehend bemerke ich

es wird schon zur manie

die frauen färben sich das haar

sie färben sich das haupthaar rot

es brennt im hochhaus gegenüber

uninteressant, ich seh´ nicht hin

die roten schöpfe wippen forsch

erinnern mich an rooooosen

sanft im winde schwingend

betörend ach, der wunder voll

morgens wird die welt regiert

von rot beschopften damen

rosen gleich, so wunderschön

gern möchte´ ich sie liebkosen

brandgeruch liegt in der luft

das kommt von gegenüber

ich guck´ nur auf die strasse – frauen!

o dürft´ ich manche rose pflücken

es ist mir nicht beschieden -

anscheinend nicht in dieser welt…

ein pferdeschwanz tanzt, da! vorbei

magenta! schreit jetzt diese rose…

viel zu flott tanzt sie ins off

so habet acht – oh, diese wesen

sie sind so zuckeressigsüß!

wie hass´ ich, lieb´ ich rosen

wie wunderschön die frauen sind!

ach dürft´ ich tanzen, singen, lachen

mit einer dieser rosen fein…

ach dürft´ ich weinen, stöhnen, fluchen

aufgrund des dornes, der mich stach!

ich kann nur glotzen, sehen, schauen

das feuerrot besticht mein herz…

ein mann stürzt aus dem hause dort

er hat versengtes, blondes haar!

Ich hab mir bei diesem Gedicht viel gedacht. Es ist ein völlig in sich geschlossenes Rätsel.
Diese ganz besondere Diskrepanz, der unfassbar große Unterschied zwischen Mann und
Frau, fasziniert mich seit der Geschlechtsreife. Warum verstehen wir einander nicht? Ist
er wirklich so unüberbrückbar, der Unterschied?

Anscheinend machen wir Männer etwas Grundlegendes falsch. Andererseits sind Frauen
nicht bereit, diese dreimal verteufelten Urinstinkte im Mann zu akzeptieren. Es gilt diese
Aussage: Männer sind Schweine. Aber die Entgegnung lautet: Ja, aber warum? Sind wir
Opfer unserer niederen Instinkte, unserer Triebe?

Daneben interessierte mich noch der Verfall der Werte in den großen Städten. Die über
alles alarmierenden Zahlen von sozialer Abgrenzung, der sich zunehmend immer weiter
aufklappenden Schere zwischen Arm und Reich; Tote, die nach Monaten in Wohnungen
gefunden werden, Einsamkeit, Desinteresse, Desillusion, zunehmende seelische „Härte“,
abnehmende Empathie, Gleichgültigkeit, Ignoranz, Instabilitätszuwachs, Verrohung und
Verarmung (in vielerlei Hinsicht), Der Moral-Zerfall, das macht Angst und beschäftigt mich.

Im Hochhaus gegenüber brennt es lichterloh. Es interessiert nicht weiter. Auch diese für
mich unerklärliche Zunahme (massiv!) der rothaarigen Frauen in Music-Clips, in Werbung
und TV-Filmen aller Art, bei den sogenannten Celebreties und auch in allen Magazinen -
woher kommt die? Ganz plötzlich tauchte er auf, zu dutzenden, zu hunderten, rothaarig
und wunderschön – der neue Frauentyp, seit Barbara Meier.

Auch verarbeitete ich meine Ängste gegenüber Frauen in diesem Gedicht. Dass es sich
nicht reimt, ist ja vielleicht auch nicht gar so schlimm. Dass ALLES klein geschrieben ist,
wird schon eher auf Missfallen stoßen. Anbetungswürdige Geschöpfe, diese Frauen, ja,
aber sie machen mir auch Angst. Ich verstehe sie nicht, ich begreife nicht. Stumm werden
sie von mir bestaunt. Ich sehe energisch wippende Zöpfe und eine unfassbare Präsenz ---
was für Wesen!

Lieber Leser, lass das Poem auf Dich wirken. Es ist Erfahrungs-Lyrik der speziellen Art…

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