Zugrunde gehen am Honig ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Umgarnt von hellen Maitönen verrinnen die Stunden im Staub;
seine grauen Fahnen durchkreuzen meinen Atem.

Mir ist zumut, als wüsste die Leuchtsichel, dass ich noch immer
von dir träume: ein leerer Teich, der sich nach Wasser sehnt.

Die eisigen Worte sind längst aufgetaut ... aber ich werde
ohne dich leben müssen.

Sterne, weltwärts in die Nacht gefallen, werfen Licht
auf die Bilder des Frühlings, die meine Tränen Lügen strafen.

Wer bin ich, und was hält der Mundschenk für mich bereit,
nachdem die Burg Frieden geschlossen hat mit dem Rittersporn?

Frieden: Auch ohne Sprache verstanden wir uns – dort,
zwischen Ebbe und Flut … zwischen Deich und Meer.

Über das grüne Tafelsilber der Wiesen streifte das Einhorn
der Geduld.

Wie Briefe ohne Ende umschwirrten uns die Möwen,
aber von dir keine einzige Silbe.

So werde auch ich zugrunde gehen ...
am einschläfernden Honig des Sommers.

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