Herzblut

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Nun gehst du, ich sehe dein Glück –
doch komm mir bloß wieder heil zurück,
dein Weg wird nun ein anderer sein,
schon jetzt fühle ich mich ein Stück weit allein –
in unserm trauten Heim.

In der Nacht kommen Gedanken,
die mit meiner Ruhe zanken,
sie sich einfach nicht finden lässt,
hängen, wie Kletten, an mir fest.

Nicht mal laut weinen kann ich dann,
denn neben mir, da liegt ein Mann,
der schläft, ich will ihn ja nicht wecken,
und zieh mir über den Kopf die Decke.

So isoliert empfind ich's noch schlimmer,
schaff mich aus dem Bett und diesem Zimmer,
gehe in deins, lege mich nieder,
doch auch hier grübel ich schon wieder –
dasselbe wie im Raum zuvor –
Sehnsucht, findet sich an jedem Ort.

Doch wenigstens heulen kann ich hier –
nehme mir dein altes Plüschtier,
drücke es an meine Brust
und rieche deinen Duft.

Nein, weiß, du bist nicht aus der Welt,
auch wenn die Entfernung mir gar nicht gefällt.
In ein paar Monaten bist du endlich da,
dann fresse ich dich, mit Haut und Haar –
drück dich wie 'ne Wahnsinnige an mein Herz,
glaub mir, das ist nicht zum Lachen und auch kein Scherz.

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Kommentare

18. Jan 2019

schön formuliert!

Liebe Grüße
Alf

19. Jan 2019

Danke, ich gab mir Mühe :-)

Liebe Grüße
Soléa

18. Jan 2019

Das ist mehr als ein Gedicht!
Man merkt, dass da das Leben spricht ...

LG Axel

19. Jan 2019

Leben!? – knallhart und zartbitter …

Liebe Grüße
Soléa

18. Jan 2019

Das berührt mich tief, Herzblut, das trifft es, wenn Kinder sich auf eigenen Füße stellen, aber wenn man nicht klammert, dann kommen sie später auf ganz neue und bereichernde Weise zu uns zurück, so habe ich es erfahren, liebe Soléa …

sei herzlich gegrüßt - Marie

19. Jan 2019

Liebe Marie, sehr tröstlich, deine Worte. Nein, klammern ist nicht mein Ding, eher das sanfte Schubsen. Doch Abschied bleibt Abschied, aber mit ihm, rückt das Wiedersehen täglich wieder ein Stück näher.

Herzliche und sonnige Grüße zu dir
Soléa

18. Jan 2019

Ein sehr schönes Gedicht, liebe Solá. Ich kann das gut verstehen ... aber irgendwann wirst Du loslassen müssen ... zumindest ein wenig ...

LG Annelie

19. Jan 2019

Das loslassen, Annelie, lernten mich meine beiden Kinder, schon seit sie 15 Jahre alt waren. Durch ihre Schulwahl mussten sie wegen der Entfernung die Woche über ins Internat. In dem Alter sie ziehen zu lassen, war nochmals was anderes, es waren ja fast noch Kinder. Heute bin ich schon ein kleiner Profi, im Ziehen lassen, wären da nicht die über 1700 km bis nach Schweden, zwischen uns, das Land, in dem sie bis Sommer weiter studiert. Mal gerade zusammen Kaffeetrinken, geht ja nicht. Die „Technik“ bietet Ersatz, aber „Live“ ist doch v i e l schöner …

Sonnige und liebe Grüße
Soléa

19. Jan 2019

Gewiss, liebe Soléa, aber freue Dich, dass Du eine so fleißige, begabte Tochter hast, die sich traut, in einem fremden Land zu studieren. - Eigentlich könnte sie ja unseren Willi und Gulan mal besuchen, die würden sich freuen! - Und bald ist sie ja wieder da, dann ist das Wiedersehen umso schöner.

Annelie

18. Jan 2019

oh wie war, wie gut, dass danach ein "dennoch" kommt - ganz bestimmt!
Liebe Grüße
Angelika

19. Jan 2019

Dein „ganz bestimmt“ schenkt mir Licht, liebe Angelika, ich danke dir dafür!

Liebe Grüße
Soléa

20. Jan 2019

Aus dem Leben, aus dem Herzen. Ich weiß, dass Mütter sich so fühlen. Das fängt schon bei der Klassenfahrt an. Unsere Kinder gehen zu lassen, rechtzeitig, und unseren Schmerz nicht zu zeigen, ist eines der größten Geschenke, die wir ihnen machen können.

Liebe Grüße, Susanna

21. Jan 2019

… da ist viel Wahres dran, liebe Susanna und ich denke, das kriegen wir Mütter, nicht alle, aber die meisten, in der Regel gut hin.

Viele liebe Grüße
Soléa