Undine erinnert sich ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Im geronnenen Schwarzblut der Nacht
Schlägt der Mond seine Wimper auf ...

Er taucht sein silbriges Aug ins Meer
Und trinkt von den dunklen Wellen

Sturm peitscht die Flut voran
Und über den Unrat geschändeter
Küsten. Im Röhricht ächzt die Zeit
Dass es mich vor ihr graust

Mein alter Fluss spielt mit den Sternen ...
Er möcht funkeln und glitzern
Wie die Wasser unter dem tropfenden
Honig der Sonne auf hoher See

Er wirft ihren Glanz zurück an den Himmel
Dass dem Mond vor Freude das Herz hupft

Ins zärtliche Schilf will ich nun waten
Darin Undine gefangen liegt in den Reusen
Vom Mondstrahl bewacht

Ich kämme die Fische aus ihrem seidigen
Haar, als weilte sie unter den Toten
Sie hat kein Kind, keine Schwester
Doch lächelt sie …

Ihr Kleid ist aus Algengespinst und
Grün wie ihr Aug und das Meer am Tage ...

Hans, flüstert sie unterm Bannstrahl
Der Nacht und reißt vom Hals sich
Die Muschelkette, weißer noch
Als ihre scheue Brust …

Hans, flüstert sie in die Stille
Die immer nur schweigen will, Hans …
… So hieß mein Buhle,
Flüstert sie, mein Gemahl
Mein Gatterich ...

Er kam von den Menschen:
Ein Ungeheuer wie sie ...
Aus einem Land, darin
Geständnisse blühn
Absurder denn Liebe.

Undine (selten auch Undene, französisch ondine „Wassergeist“, „Nixe“) ist ein weiblicher, jungfräulicher Wassergeist. Sie gehört zu den sogenannten halbgöttlichen Elementargeistern. Der Name ist von lateinisch unda „Welle“ (Verkleinerungsform) abgeleitet.
Die Figur der Undine stammt aus der Sage des Geschlechtes der Stauffenberger. Der Stoff ist in einem Gedicht um 1320 enthalten und wurde vielfach adaptiert.
Die Undine bekommt erst dann eine Seele, wenn sie sich mit einem Menschen vermählt. Einem untreuen Gatten bringt die Undine den Tod. (In dem Stück von Jean Giraudoux lassen die Wassergeister, die sie kennen, ihren Gatten Hans sterben, und sie kann sich später nicht mehr an ihn erinnern.) Quelle: Wikipedia. Dieses Gedicht nimmt unter anderem Bezug auf die Kurzgeschichte von Ingeborg Bachmann: „Undine geht“. überaus lesenswert.

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