WIRR-SING

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oder: Kohlerprobt und hochgelobt

Als Sänger esse ich viel Wirsing,
auf dass ich niemals wirr und irr sing.
Auch esse ich - zum Sangeswohl -
stets grandios gekochten Kohl.

Die Kehl‘ durch Kohl wirkt ausgewogen,
die Stimmbänder gedehnt, gezogen
durch Wirsingsaft: die Wirsingbrüh
erspart im Laut-Erzeugen Müh.

Der Wirsing schönt bei mir nicht nur
von Tour zu Tour die Tonstruktur,
die Kohlpartikelchen, die braven,
ermöglichen mir drei Oktaven!

In jeden Kohl möcht' ich nun beißen:
in roten, grünen oder weißen,
sowie zum Delikatkonsume
in Kohl der Rose, Kohl der Blume.

Ergötzlich und ein Magenschauer
ist Sauerkohl - ein Kohl, der sauer.
Geschätzt von Mägdelein und Knabi
und zudem koscher: Kohl vom Rabi.

In Rom singt der Tenor die Soli
nach dem Genusse von Broccoli
unschlagbar schön. Dank Kohlesköpfen
kann Mut man zum Belcanto schöpfen.

Nur was so feinkostbar gemüslich
wirkt auf’s Gesangsorgan genüsslich.
Gäb‘ sie’s, säng‘ ich - nicht wirr - am besten
solch Kohleslob auf Wirsingfesten!

*

PS: Appendix politicus

Vor Jahren sang - aufs Landeswohl -
man wirsingfrei mit Kanzelkohl!
Das Deutschlandlied galt als gelungen,
auch wenn es machmal wirr gesungen!

vc