So fern vom Himmelreich,
so dunkel, bleiern, eisern ist sie, diese Zeit,
und wir so tief verstrickt in Winterkälte, selbst an den Sonnentagen.
Keine Antwort erhalten wir auf unsre Kinderfragen,
und selbst, wenn eine käme, wären wir bereit,
sie zu ertragen?
Dein Nächster möge wie ein Gott dir sein,
den du, bescheiden, als denselben liebst.
Dann erst ist dein schweres Herz auch rein,
wenn du, ohne nach dem Sinn zu fragen, einfach gibst.
Im Walde, der das Frühjahr noch erwartet,
während ich allein auf diesen Wegen schreite,
beginnen kleine Vögel mit einem zaghaft angestimmten Frühlingslied.
Mein Herz zieht mit den Wolken in die Weite
und weiß noch nichts von dem, was Tod und Leben unterschied.
Verzeiht, ich bin so unbedeutend.
Im Astgewirr des Waldes lacht ein Grünspecht
keckernd über meine Worte.
Doch ist grad Friede um mich, ich bin am rechten Orte,
und so sacht, wie eine Ringelnatter sich am Bache häutend,
so geh ich ein in diesen kurzen Friedensaugenblick.
Und bin jetzt eins. Es ist ein in sich stilles Glück.
Zu geben hab ich kaum etwas.
Ihr Schwestern, Brüder, glaubet mir, es wacht
ein stiller Himmel auch über euch. So vieles ist so unbedeutend.
Noch ist der Wald im Vorbereiten
auf einen neuen Frühling, der bald folgt. Und heut:
Ich hab die Einsamkeiten
meiner wirren Lebensbahnen nie bereut.
Manchmal bin ich ganz. Und ganz in mir.
Wie eine Gloriole wirft ein Sonnenstrahl
durch kahle Baumeswipfel Glanz um mich.
Ich hatte niemals eine Wahl:
als dieses Kind geboren ward, o, wie war es schwach.
Und doch so stark zugleich.
Meine Kindheit verlief in Düsternis,
doch war ich stark genug, das zu überleben.
Es fließen plappernd stille
Quellen leis aus mir, sie sagen:
Du überlebst nur durch Vergeben.
Ein Eichelhäher kreischt mich wach,
er zeigt, ich schreite fremd durch sein Revier,
und eine Vogelfeder segelt aus dem Wipfeldach
quer über meinen Weg. Kein Zeichen, eine Mahnung nur.
Dass ich nicht wieder mich verlier.
Ich werd wohl niemals ganz verstehen,
warum und wann das Leid in diese Welt einbrach.
Ich wünsche, du könntest es mit meinen Augen sehen,
wie schön und friedenvoll alles in sich ruht.
Dann können wir uns ganz hinein begeben
in all das Werden und Vergehen,
so, wie es jedes andre Erdenwesen tut.
Dann wird auch uns ein kurzer Augenblick gespendet sein,
und wir zögen friedvoll in etwas Größ´res als wir selber ein.
Tag ist. Nacht ist. Und Wechsel am Rande der Gestade.
Ich geh jetzt weiter tief in das Tal.
Ich könnte alle tausend Träume träumen,
und doch ist mir davon nicht einer greifbar nah.
Die Bäume, Vögel, Wesen sagen: "Du hast eine Wahl:
Du selber sind es, du selber grenzen dich aus
von alle dem, was um dich lebt.
Nur selten spürst du dann: Ich habe kein zuhaus.
„Zuhaus“, das klingt so klein und so banal.
Doch wenn dein Herz verwundet ist,
wird alle Welt dir fremd und kahl."
Es duftet um mich Ewigkeit.
Ich bin bereit.
„Wozu?“
„Dir immer wieder zu vergeben.
Du!“
Kommentare
Dem kann ICH nichts hinzufügen ...
LG Picolo
Eine Lebensphase eingewoben in das Netz der Natur. Sehr ausdrucksstark und die
Worte treffen in mein "ICH" !
Sehr schön.
LG Volker