Ich steh an deiner Krippe hier,
du neugebor'nes Leben
Ich komme, staun' und dank dafür,
was uns da heut‘ gegeben,
ein Himmelslicht und ein Geschenk,
in meinem Herzen ich mir denk:
willkommen hier auf Erden!
Da ich noch nicht geboren war,
war alles schon geboren
Das Leben hat sich diesen Weg
auf Erden mal erkoren
durch Mühe, Arbeit und Gewinn
durch Sterben und durch Neubeginn
Mög‘ Segen daraus werden!
Lag selbst in tiefer Todesnacht
ohn‘ Wärme, Trost und Sonne,
da ward ein Licht mir zugebracht
voll Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Neuen in mir zugericht',
wie schön sind deine Strahlen!
Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen!
Eins aber, weiß ich, will ich mir
hinfort nie mehr versagen:
zu leben frei und ohne Gier
und Güte schlicht zu wagen
Und wär ich nur ein Krippelein,
der Himmel lege was darein
von sich und seinen Freuden.
Frei nach Paul Gerhardts Weihnachtschoral ‚Ich steh an deiner Krippen hier‘ 1653, V 4 ist der Originaltext.
Kommentare
Klasse ! Herzliche Weihnachtsgrüße °
HG Olaf
Danke Olaf! Dir auch frohe Festtage! Jürgen
DANKE dafür, lieber Jürgen; Dein weihnachtlicher Beitrag ist in jeder Hinsicht gelungen, berührend; Paul Gerhardt, der größte aller Kirchenliederdichter mit seinem sicheren Gefühl für Versmaß und Sprache; auch nach dreieinhalb Jahrhunderten haben seine Texte ihren tröstenden Grundton behalten; und wenn man bedenkt, dass er seine Lieder zur Zeit des 30-jährigen Krieges geschrieben hat - dann wundert man sich noch mehr über die Fröhlichkeit ihrer Inhalte …
Liebe Grüße zur Weihnachtszeit - Marie
Danke Marie! Ich wünsche Dir ebenso friedvolle und schöne Festtage! Jürgen