Einst pflückten wir das Blut des Sommers
Von den Kirschbäumen an den Chausseen.
Es glänzte wie Ebenholz aus Ceylon und
Schmeckte süß wie eine Liebe ohne Schatten.
Das waren Momente, in denen wir glücklich
Waren, noch am Leben zu sein: An unseren Händen
Klebte das bordeauxrote Blut des Friedens,
Der Saft unserer Erde aus sanften kleinen Bomben.
Unersättlich wie Stare verloren wir uns in den Ästen
Der Bäume, bis an die Zähne bewaffnet mit süßer Sehnsucht.
Wir spuckten die Kerne in die Brennnesseln am Feldrain ...
So löschten wir ihr Feuer zu Ungunsten künftiger Kriege.
Abends beugte sich rasch der Schlaf über uns: Er
Trug den Duft reifer Kirschen und ich träumte von dir:
Du gabst mir zwei Blutperlen an einem Zweiglein;
Ich hängte die Liebenden mir rechts übers Ohr.
Sie schwatzten miteinander und ich lauschte ihrem Dialog:
Unser beider Stimmen. Wir redeten mit Flammenzungen
Und schlugen uns Wunden, die nicht heilen wollen.
So rauschte und rauscht in meinen Ohren noch immerfort
Das Blut unseres letzten Sommers ...