Kennt ihr das Riesenrad von 1645 …?

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Kennt ihr das Riesenrad von Sechzehnhundertfünfundvierzig?
Ihr kennt es nicht? - Ihr sollt es kennenlernen - staunen, sehn …
Die alten Römer fanden manches Adäquate schon possierlich -
doch König Ludwig ließ das Ringelspiel an seinem Hof sich drehn
(und damit drehte sich mal ausnahmsweise etwas nicht um ihn,
den eitlen Sonnenkönig - sondern fast einzig und alleine um sich selbst ...
noch langsam zwar, doch ungeachtet dessen: rund und schön).

Prinzessinnen und Prinzen liebten dieses neue Karussell:
Es drehte sich auf Schlössern und auf Ritterburgen.
Betrieben wurde es zu jener Zeit noch manuell -
es brauchte weder Regisseur noch Dramaturgen.

Erst viele Jahre später durfte auch das Volk sich drehn -
auf Jahrmärkten; es musste allerdings dafür bezahlen.
Zwei Meister dieses Fachs betrieben jenes Phänomen
und ließen Tag für Tag 'ne Menge Kinderaugen strahlen.

Sind alle Plätze ausgebucht, dann dreht sich 's ausgewogen,
und anderenfalls stopft man mit Sandsäcken die Lücken.
Vier Passagiere durften in das Original – ein Bilderbogen.
Die Feststellbremse sorgte gut für Sicherheit und gegen Tücken.

Das 18. Jhd. kam und mit ihm neue Speichen und auch Sitze.
Das Rad, es wurde komfortabler und auch größer, beinah' wie im Prater -
und schwang sich mit den Jahren hoch zu mancher Kirchturmspitze.
Und drunten wartete die bange Mutter mit dem stolzen Vater.

Ich lief am Freitag übern Rathausplatz so für mich hin:
da sah ich linkerhand ein kleines Riesenradel stehn.
Es war aus Holz, sehr lieblich anzuschaun, niemand saß drin.
Ich schoss sofort ein Foto – hier könnt ihr es sehn.

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