Abschied von Wien 01/20

Bild von Valeria Frank
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Wien, ich bin dir verfallen.
Hoffnungslos.
deinen Jazzclubs und -musikern,
deinen Cocktailbars,
deinem Essen aus aller Welt,
deinen Straßenfesten,
deinen alten Kinosälen,
deinem Getummel im ersten Bezirk,
deiner Architektur,
deinen strahlend weißen Gebäuden,
deinen Museen,
deinem Schmäh,
deinen Straßenbahnen,
deinen Parks,
deinen Weihnachtsmärkten,
deinen Schlittschuhbahnen,
deinen Zebrastreifen mit Ampeln, die ich nicht verstehe,
deinen Kaffeehäusern,
deinen klassischen Konzerten,
deinen Straßenmusikern,
deinen Sachertorten,
deinen Rosensträuchern im Volksgarten,
deinem Abendrot, das die Hofburg in schillernde Farben taucht,
deinen Fiakern und dem Geruch nach Pferden an jedem Sightseeing-Spot,
deinen Design-Märkten.
deinem Weinwanderungstag,
deinen Beiserln,
deinen Heurigen,
deinem „Jugengetränk“ Soda Zitrone,
deiner fast schon kitschig anmutenden Idylle,
der Diversität deiner Bewohner,
den netten Begegnungen, die ich während meiner Zeit hier hatte,
deinen Partys und Clubs,
dem Prater,
dem Spaziergang vom unteren zum oberen Belvedere,
der Karlskirche,
der Staatsoper,
den Cityroller-Fahrten bei Nacht,
dem Harry Potter-Lesesaal in der Unibibliothek,
deinen bizarren Einstiegsmarkierungen an U-Bahn-Stationen,
deiner Gelassenheit,
der Tradition an Silvester Wiener Walzer zu tanzen,
deinen super erschwinglichen Maronis,
deinem alkoholhaltigen Punsch,
deiner Kunst und deinen Künstlern,
deiner Romantik,
deiner kaiserlichen Historie,
deiner Weltoffenheit,
deinen Straßenterrassen,
deinen vielseitigen Veranstaltungen,
deinem Anmut und deiner Eleganz,
deiner Schönheit, die fast zu perfekt ist,
deinen Ausstellungen,
deinem Donauufer,
dem Café Central.
der Apfelstrudelshow,
der Pizza im Disco Volante,
der vegetarischen Sushi im Kaoo,
deiner Swing-Community,
der Tatsache, dass sogar deine Müllverbrennungsanlage schön ist,
dem Heldenplatz bei Sonnenschein,
dem Museumsquartier,
der Gelateria La Romana.
den Nachos und dem Brownie im Santos,
deiner Nacht der langen Museen,
dem Phonomuseum.
den futuristischen Wohnblocks in Alterlaa,
dass Handelskai „Handelskee“ ausgesprochen wird,
deiner Sprache, besonders dem Wort Schlagoberst,
den Jazznights im Hotel Imperial – und den gratis Nüssen,
deinen super zuvorkommenden und lieben Kellern*innen,
den Schallplattenläden,
der Viennale,
dass hier kein Tag wie der andere ist,
dem UN-Weihnachtsbasar,
den unzähligen Lichterketten im Winter,
deiner Nähe zu Bukarest, Budapest, Prag und Graz,
dem Monami und seinem Jokes & Popcorn Event
der Albertina,
und so vielem mehr!
Hier zu wohnen hat mich nachhaltig geprägt.
Und obwohl ich dich bald wieder – vorerst – verlassen muss,
bleibt ein Teil meines Herzens für immer hier.

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