Du hast Plastiktüten an den Füßen
Dort wo andere Schuhe tragen
Alles was du besitzt, steckt in deinem großen Rucksack
Wenn du knisternd durch die Eingangshalle gehst
Dann drehen die anderen Leute die Köpfe
Wie du warten sie auf Punkt halb zehn
Doch liegen ihre Gründe dafür anders
Sie wollen billiger zum Baden gehen
Körperertüchtigung zum kleinen Preis
Du willst nichts weiter als deinen Körper duschen
Zahlst dem Kassierer den Eintritt bar
Wenn auch in kleiner Münze
Geld, das dir der Pfandautomat gnädig überließ
Da stehst du nun in der Schlange vor dem Drehkreuz
Vor und hinter dir Angehörige der selben Rasse
Doch nicht vom selben Planeten
Sie kommen von der Arbeit, gehen später nach Hause
Lassen sich bekochen, vom Bildschirm berieseln
Du gehst später ins Freie, wo es kalt ist und nass
Auf welcher Bank du dich heute einrollst
Weißt du vielleicht jetzt noch nicht genau
Was zählt, ist das warme Wasser aus dem Duschkopf
Das einmal wöchentlich deinen geschundenen Körper reinigt
Während hinter dir gelacht und geprustet wird
Während sie über Parties reden, über Männer lästern
Und die Männer von geilen Frauen schwärmen
Während sie sich beklagen über den Stress im Büro
Und die Langeweile im heimischen Bett
Willst du nichts mehr als deinen Rucksack einsperren
Mit einem zerfledderten Handtuch in die Dusche gehen
Und Wasser an deinen Körper lassen
Deine Plastiktüten knirschen bei jedem Schritt
Hinter dir kichern junge Mädchenstimmen
Doch nahe kommen sie dir nicht
Es ist der Geruch deiner Kleidung, der sie fernhält
Sie können nicht verstehen, dass du so herumläufst
Und dass es dich nicht belastet, so zu sein, wie du bist
Nun gehst du mit nacktem Oberkörper zur Dusche
Das schmutzige Handtuch hält kaum am abgemagerten Körper
Im Duschraum weichen sie vor dir zurück
Niemand sagt ein Wort, jeder will nur schnell hier heraus
Sich in das Becken stürzen, Bahnen ziehen
Und vergessen, was er hier soeben sah
Ein Mensch, der arm ist, und das in unserer schönen Stadt
Ein Mann, der zum Duschen in ein Schwimmbad geht
Ein Kerl, der unter freiem Himmel übernachtet
Ein Niemand, der niemanden braucht außer sich selbst
Ein Besitzloser, der nichts hat außer dem, was er herumträgt
Und Plastiktüten statt Schuhen an den Füßen