Warte, E., - Ich komme …
Halt aus, stolperndes Herz!
Seht ihr Sie? -
Madame, weit gereist, gibt sich die Ehre:
Vom Riesengebirge herab trägt sie auf jeder Welle
eine Legende … vom Fürsten der Gnomen,
vom launischen Berggeist Rübezahl.
Ach, wäre mein Herz keine offene Wunde,
mein Mund nicht so trocken wie die Sahara,
mein Hals kein schmerzender roter Schlund!
E., you 're the true Queen of Table Waters,
please, give me something to drink …
Warte, E.! Warte auf mich -
am Zollhaus, an der Alten Mole, am Kai!
(Ich bin kein Mädchen aus Piräus, kein Mädchen aus …)
Fieber, dein Name sei Angina (an:gina)!
„Träum nicht!!!“ - Ich träume.
Ich träume vom Sterben.
Ich wache auf -
links oben an der Zimmerdecke lauert ein Schatten.
Mein Mörder – wartet auf Arbeit,
er fürchtet die Dechiffrierung der Welt. -
(John Maynard.- Wer war John Maynard?)
John Maynard war unser Steuermann.
Lass dich nicht fallen vom Felsen, vom Kirchturm, von der höchsten Stufe:
Das Leben ist – kein Traum!
Fieber killt Krebszellen – tatsächlich?
Bis zu den Knien im Schlick deiner Ufer versunken,
fettes Sumpfdotter – meine Augensterne, deinen grünen Auen entnommen,
ein Geschenk des Himmels!
E., you 're my true love. -
Please, give me something to drink. I 'm so very, very ...
(„Ich bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt nach Nimes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs Rock.“ -
„Es stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was kümmert 's mich?“)
In deinen Auen funkeln die Muttertagswiesen im Tau,
darin ich versinke,
vom Sauerampfer koste,
mich bräunen lasse
von tausend Löwenzahn-Sonnen,
das Zittergras beben sehe, es wispern höre:
„Vorsicht! - Das Ried, das Ried!“ -
Zu spät! - Ein Blatt vom Scharbockskraut um den Finger gewickelt,
das Blut zu stillen, schnell!
You 're my Queen – ich verdurste.
„Kinder, jetzt ritzen wir die Stengel der Gänseblümchen (bellis perennis)
ein und fügen zum Kranz eins ums andre. - Ach schaut nur, wie welk sie nun
sind – ohne Wurzeln und Erde (die Ihre Hoheit zu überfluten sich dann
und wann herablässt; manchmal neigt E. auch zu Übertreibungen)!“
(Er hat uns gerettet, er trägt die Kron'.
Er starb für uns, unsere Liebe,
sein Lohn, John Maynard.)
Seht ihr ... seht ihr das junge Schilf? - Ich löse Blatt für Blatt für das eine, das feine;
das duftet wie frische Lemonen. Das ist zarter noch als
junger Salat. Das schmeckt köstlich!
Die Rispengräser, den Wiesenhafer rupfen
die großäugigen Stiernacken,
die feuchtnasigen Großmäuler -
mitunter auch Blumen.
Rot, weiß, lila schäumt 's an den Ufern der Priele -
ach, du mein liebliches Wiesenschaumkraut.
Ich sprang am weitesten! Manchmal!
Nein, oft. - Fast immer! - Egal!
(… nun springt er ins Boot und mit ihm
noch sechs: hohes, hartes Friesengewächs;
schon sausen die Ruder!)
I 'm ready for another glass of Apollinaris.
You 're wellcome. - 40 Grad – es zischt!
Irgendwo Schlüsselblumen.
Mitunter Klee, weiß, rot, rot-weiß.
Dann und wann Huflattich.
Hier und da Maulwurfshügel.
Überall Kuhfladen: Trockener ist nicht so schlimm,
frischer bringt Glück, wenn man reintritt.
(… da weiß man, was man hat, weil
ich es mir wert bin …)
Please, I need some water. Give me … Waaaaaaaasser!
Sanft streicht der kühle Wind durch die Gräser am Abend,
hüpft mir das gelbgrüne Laubfroschjunge vom Arm,
sticht mich der Glatthafer,
treibt mich der kühle Wind hinauf auf den Deich,
fall ich rein auf die Nickende Distel,
die kratzt mich – getarnt als roter, duftender Klee,
heftet sich mir ans Hosenbein die Große Klette,
brennt auf den nackten Fuß mir die ganz und gar nicht
taube Nessel zum Abschied 'ne dicke Quaddel!
(„Verdammt! Dasselbe Wappen!
Dieser selbe Saal. Drei Jahre sind 's …
Auf einer Hugenottenjagd … Die Flamme zischt, zwei Füße zucken in
der Glut ...“)
Irgendwann einen riesengroßen bunten Strauss gepflückt -
auf der Muttertagswiese, an einem Sonntagmorgen im Mai.
Das ist lange her …
Irgendwann Abschied,
irgendwann Abschied vom Sommer.
Irgendwann Abschied vom Leben, vom Sterben.
(Yesterday, when I was young, younger … yesterday)
Warte auf mich!
Ich komme, E. Ich komme bald -
zur Alten Mole, in die Niederungen,
an den grauen Strand, zum Pier, an Bord, nein!
(Ich bin kein Mädchen von Piräus ...bin kein ...)
Verflucht sei der Schluckreflex!
(… Boot oben, Boot unten, ein
Höllentanz! Nun muss es
zerschmettern! Nein, es blieb ganz!
Wie lange? - Wie lange?)
I' d like to have some more Table Water, please …
Der Schluckakt: eine einzige Qual!
But E., she waits for me. She 's looking forward to seeing me soon.
(Sie gefallen mir. Sie gefallen mir
sehr ...)
Der Tag drängelt durch den Vorhang.
Ladies and gentlemen: Here comes the early down!
Oh, wäre mein Herz keine offene Wunde!
Ach, käme doch endlich der Schlaf!
Herr Ober! - Wasser bitte! Wasser für meine heiße Stirn -
Wasser … aus vertrauten Gewässern: Das sind die klaren Priele der Elbmarsch,
das sind die kleinen Gräben, die Hürden der Niederungen, das ist der Fluss,
mein lieber Fluss: (Albis, Elv, Labe, Nieder-, Unter-, Ober-, Norder-, Süder-,
Außenelbe, Elbe … Elbe …).
Darauf fuhren Ewer und Schuten, Rad- und Bananendampfer, Tanker, Schlepper, Frachter –
und missbraucht wurde sie von Kriegsschiffen, Torpedobooten, Seelenverkäufern, Totenschiffen ...
Dein Name, E., sei Table Water, Queen of Apollinaris! -
… und bitte, Herr Ober, eine kleine Brise
vom seligen Schlaf frühster Kindheit,
vom traumlosen Kindheitsschlummer:
der liegt hinterm Deich verstreut
auf den Muttertagswiesen,
der klebt an den blitzenden Schilfwänden,
ruht in den Eiskristallen der Wolken,
in den Regentropfen, im Nebel;
der schwebt über dem seidigen Wasser der Flusses,
über E., the Qeen of Tables, ob Classic, ob Waters,
of Table Waters - mein Apollinaris;
der spukt in den Wassertiefen, den Untiefen,
wandert mit den Strömungen,
nistet zwischen Planktonalgen
und in den Mägen der Flundern, der Heringe, der Sprotten
(und in den Hamburger Aalsuppen),
der verbirgt sich im Sand der Elbstrände,
darbt auf dem Grund des Flusses
zwischen Moder und Schlamm -
der wartet -
wie die Angler am Ufer, wie der Fährgast:
„Hol öööööver!“
Ich komme, meine Königin!
„Ich kom
mm
me!“