Nachbarschaft in weiser Stille

Bild von Willi Grigor
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Die rote Farbe scheint verblichen,
matt glänzt das schwarze Schieferdach.
Des Hauses Seele ist entwichen,
Erinnerung in mir wird wach.

Hier wohnte ein Geschwisterpaar,
ganz allein und ohne Kinder.
Ein alt geword'nes Bauernpaar,
zehn Hühner und zwei Rinder.

Ein kleiner Wald, ein Stückchen Land,
gab alles was sie brauchten.
Im Küchenraum ein Ofen stand,
in dem Brennholzscheite rauchten.

Sie lebten so wie's früher war,
viel Arbeit, kaum Komfort.
Der Zustand war nicht unhaltbar,
doch er war kurz davor.

Wir, ein junges Ehepaar,
wurden ihre Nachbarn.
Wir sprachen mit dem Bauernpaar
über alles, Leben, Webgarn.

Für uns und uns're kleinen Kinder
war hier das Paradies.
Ein Zufluchtsort, nicht mehr nicht minder,
ein schöner überdies.

Fast zehn Jahre Landidylle
mit einem leisen Menschenpaar.
Nachbarschaft in weiser Stille,
Freude, dass es war wie's war.

Sie waren Menschen, die man gerne
gute Nachbarn, Freunde nennt.
Wir glauben, etwas von Ferne,
sie hatten es, ein Happy End.

Ihr Haus steht leer seit vielen Jahren.
Die Farbe ist nicht ganz verblichen,
matt glänzt das alte Schieferdach.
Des Hauses Seele ist entwichen.

© Willi Grigor, 2015
Landleben in Liverud

Siehe auch:
literatpro.de/gedicht/290117/im-herzen-philosoph

Interne Verweise

Kommentare

31. Jul 2016

Und dennoch lebt es. In Gedanken,
Die würdig hier ein Denkmal fanden.

01. Aug 2016

Und ein anderes Denkmal steht noch: Das 200 Jahre alte Haus (Häuschen). Wenn man sie besuchte gab es Kaffee aus Glastassen. Zum Frühstück trank das Paar nur heißes Wasser.
Ich habe jetzt ein Bild des Hauses eingestellt.

LG
Willi