Da tritt sie auf und alles auf dem Platz verstummt.
Sogar die klugen Herren Senatoren schweigen!
Man hat von aller Kleidung sie entmummt,
um ihre ganze Schönheit deutlich aufzuzeigen.
Ihr Haar ist gar nicht gelb – es schimmert golden,
im Sonnenlicht, das ihren Glanz umhüllt.
Und ihre Brüste sind wie reiche Blütendolden!
Welch Mannes Lust sie einmal damit stillt?
Ihr himmelblauer Blick strahlt in das weite Rund,
voll Anmut, Stolz und edler Schüchternheit.
Das zarte Lippenrot an ihrem feinen Mund,
hält, ungeheuerlich, wohl Paradiese schon bereit.
Sie ist gefesselt, damit sie nichts von sich verdeckt,
doch ihre schlanken Hände sind zu sehen.
Noch ist sie unberührt, man sagt hier „unbefleckt“,
doch wird das nicht mehr lang so weiter gehen.
Bis jetzt ist dieser Schatz noch wirklich gut behütet.
Ihr praller Venushügel ist voll Unschuld – rein!
Denn jeder weiß, was alle Ehrfurcht streng verbietet:
der erste dumme Grobian bei dieser Frau zu sein!
Dem Freund des Cäsars ist sie schon versprochen,
dem Philosophen, der einen Sinn für solche Güte hat.
Dies Wort ist bindend und wird nicht gebrochen!
Der Über-Körper lockt zur wohlbedachten Tat!
Mit großer Umsicht soll sie denn entjungfert werden,
von Dienerinnen vorher sinnlich, sanft massiert,
damit sie völlig ohne Gram, frei von Beschwerden,
mit Freuden annimmt was mit ihr passiert…
Noch gibt es vor dem Colosseum ein Gedränge.
Der Pöbel strömt von Nah und Fern herbei.
Erregtes Raunen schwingt im Staub der Menge –
und schließlich wird es wild, noch zum Geschrei!
Die Sensation wird aufgefordert sich zu drehen,
damit sie voll und ganz bewundert werden kann.
Man sieht jetzt gleich wie hoch die Nippel stehen
und auch der runde Po zieht viele Herzen magisch an.
Kein Trottel wagt’s das Wunder zu verhöhnen –
so mancher geht verzweifelt betend auf die Knie.
Das schöne Erdenkind nur einmal zu verwöhnen,
das geistert nunmehr durch so manche Fantasie!
Nun lächelt diese Lichtgestalt auch noch bescheiden,
verzaubert alle, die sie gern betrachtet haben.
Und während viele sich an diesem Anblick weiden,
verhüllt ein Menschenfreund die ganzen Gottesgaben!
Er legt ihr Tücher um, geleitet sie zu sich nach Hause,
wo Bäder warten, in betörend schönen Düften.
Vor diesem Abend gibt es eine kleine Ruhepause –
sie wandelt leichten Fußes, es wippen ihre Hüften!
Die Nacht wird ihre alabasterweißen Schenkel spreizen,
ihr Heiligtum wird sie dem Herrn opfern müssen,
der, angetan von ihren wunderbaren Reizen,
nur noch das eine denkt: sie endlich wach zu küssen!
Bald stöhnt und jammert sie gekonnt, ja sogar nett,
die honigsüßesten von allen wilden Liebeslauten.
Sie ist die große, ungekrönte Königin im Bett –
wird von der Sklavin so zur seligen Intim-Vertrauten.
Wie weich, wie glatt, wie seidig ist die Haut, die reine,
wie sensibel weiblich erscheint der wache Geist,
wie elegant-verlockend bewegt sie ihre Beine,
wie froh ist ihr Gesicht, das im Entzücken gleißt.
Doch spät, als tiefer Schlummer auf den Denker fällt,
da ändert sich die heiße Engels-Szenerie –
ein Schatten wird nun, wie von Pluto selbst bestellt,
zum Instrument der schwarzen Schicksalsmelodie.
Das Weib besinnt sich seines extra-hohen Wertes,
den die Natur ihm gönnerhaft im Scherz verlieh,
bewaffnet sich mit der Gewalt des Schwertes –
weil es sich selbst und niemand hier verzieh!
Daß man es nicht mit aller Ritterkunst hofierte,
daß Mann der Frau gebührend nicht zu Füßen lag,
daß man ihr nicht die ganze Welt servierte –
sie auf den starken Händen trug bei Nacht und Tag.
Bevor sie sich nun noch verliebt und Glück empfindet,
ist’s Zeit mit allem gründlich aufzuräumen…
Damit der Mistkerl gleich zuerst verschwindet,
darf sie im Augenblick nicht zögern oder säumen!
Drum stößt sie ihm die scharfe Klinge in die Brust.
Er wacht noch einmal auf – nur um zu sterben!
Das hat er nun von seiner unverschämten Lebenslust.
Ja, wer so schamlos sich verhält, dem droht Verderben!
Danach stürzt sie sich selber in den kalten Stahl,
der noch ganz blutig ist vom Tod des guten Herrn.
Dies tut die Schöne ganz aus freier Damen-Wahl!
Dann ist sie hin und war einmal der allerhellste Stern!
Drum denk daran die Frau stets hoch zu preisen,
sie als das pure Gold der Schöpfung anzusehen,
ihr Treue, Sorge, wie auch hohe Achtung zu erweisen,
sonst wirst du einst in Schand‘ und Tollwut untergehen!
©Alf Glocker
Kommentare
Lieber Alf!
Ganz fantastisch, die Ballade!
(Um die Frau war es ja schade...)
[Asterix
Ist dagegen nix...]
LG Axel
Eine wundervolle Ballade der Extraklasse, Alf!
Ich stand unter der Menge und konnte sie sehen. Phantastisch!!!
Dank, vielen sogar!
LG Alf