LEBENSABEND

Bild zeigt Erich Vio
von Erich Vio

Ist dies mein letztes Haus? Die schöne Sicht
aufs weite Land vom Hügel bis zum Meer
erweckt die Sehnsucht und erfüllt sie nicht.
Die Zukunft ist an Lebensinhalt leer.
Ein Wolkenzug, vom Norden her geweht,
wild fliehend in der Abendsonne glüht.
Im Garten die Mimose duftend steht,
vor meiner Tür der goldne Ginster blüht.
In mir vernehme ich den Schritt der Zeit,
der mir dem Herzschlag durch die Adern dringt
und warte Still am Rande der Ewigkeit,
daß er gedämpft in Finsternis verklingt.
Das Auge aber trübt sich und dem Geist
die Nacht der Sinne vor dem Tod verheißt.

Veröffentlicht / Quelle: 
SILHOUETTE LITERATUR-INTERNATIONAL Nr. 21; 1. Halbjahr 1984
Gedichtform: