Petrus (Aus dem "Jesus-Zyklus")

Bild von Wera Goldman
Bibliothek

Herr, ich kann dich nicht in mir behalten,
du bist mir auf dem Herzen zu schwer.
Du hängst an meines Wesens Falten
und lastest auf ihnen so sehr.
Ich muss dich ausweiten zu einem Gewölbe,
zu einem Dom mit Zacken und Zieren,
so dass ich, um dich nicht zu verlieren
auch aus der Entfernung noch sehen kann:
von unten aufschauend, den Kopf tief im Nacken.
Wir können dich nicht behausen, Herr,
wir sind zu eng, dich zu umfassen.
Wir werden viele Häuser bauen
und viele Menschen zu uns kommen lassen.
Wir werden deinen strahlenden Glanz
im Spektrum bunter Glasfenster brechen,
dich betten auf Opferaltares weißseidigen Flächen
um dir von dorten zu singen
und von dir zu sprechen.

Wir werden dich andeuten mit vielen Geräten.
Dein Leib und dein Blut, wie Brot und der Wein
wirst du uns Nahrung nun sein.
Ein kräftiges Mahl.
Du gibst uns Ruhe in unsern Gebeten,
küssen wir das Kreuz, deinen Marterpfahl.
Du wirst klein bei uns sein,
hängst uns am Hals, liegst uns in der Hand
und fällst uns manchmal in Sand.

Verzeih uns, oh Herr,
dies verwirrte Grüßen,
nimm dennoch mich an:

Deinen Petrus,
den schwankenden Fels unter deinen Füßen.