Die Nacht hält den Atem an

Bild von Wera Goldman
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Die Nacht hält den Atem an.
In ihr Horchen fallen Glockenschläge
von weit her - wunderzart,
als ob der Mond sich tönend bewege,
als ob der Wind seine liebsten Lieder
- uns -
zwischen gefalteten Händen träge.
Du - unsere gemeinsame Gegenwart merkst du? -
ist eine wachsende Macht
im Meer dieser Nacht,
das uns gefährlich verwirrend umspült.
Sind wir die Insel,
die den wiederkehrenden Wellenschlag fühlt,
den immerwährenden Anprall der Zeit?
Doch wir sind zu zweit
die starke, weiße Klippe
im Dunkel, das uns umbrandet.
Lichter schwimmen vorbei.
Manchmal strandet
ein weit gereistes Geräusch
an unserem Ufer.

Weißt du, dass wir allen Hilferufen,
allen, die sich nächtlich nicht finden,
uns jetzt als lebender Leuchtturm entzünden?

Merkst du, im Atemholen der Nacht
wird unsere vereinte Gegenwart MACHT,

(Geschrieben 1945)

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