Miss Mutig und der strategisch raffinierte Weglauf-Trick

Bild von Alf Glocker
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Wie sorge ich dafür, daß ich Beachtung finde und mir mein Partner andauernd wie ein Hündchen nachlaufen muss? „Das ist ganz einfach“, sagte sich Miss Mutig und erfand quasi für sich selbst (obwohl andere sicher auch schon draufgekommen waren) das Sprechen im Vorübergehen. Einzige Voraussetzung dafür: Ein naiver Mitmensch, dem etwas daran gelegen war, sie bei Laune zu halten.

Diesen Trick konnte sie, ganz nach Belieben, anwenden. Entweder sie brabbelte irgendetwas in einem anderen Zimmer und wollte, daß der Stein angelaufen kam, um zu erfragen, ob er etwas für sie tun könne, oder sie kam kurz bei ihm am Arbeitsplatz (Computer oder Staffelei) vorbei und begann einen Satz: „SAG MAL, ERinnerst du dich noch an …“ unhörbar! Dabei sprach sie zuerst ganz laut und wurde dann zusehends leiser.

Ihr unausgesprochenes Verlangen war jenes, daß Sohwas von Schlapp ihr einfach nachlaufen solle, wenn er über ihren Begehr informiert werden wollte. Selbstverständlich machte er sich die Mühe, denn er erstrebte auf keinen Fall, daß sie sich von ihm vernachlässigt fühlen sollte. Die Konsequenzen daraus könnten eventuell fürchterlich sein und von Selbstverletzungen bis hin zu einem späteren Nervenzusammenbruch reichen.

Doch Stein war viel zu verliebt in seine sogenannte „Arbeit“, um den wirklichen Anforderungen des täglichen Lebens nachkommen zu können. Wenn er schrieb, dann tat er dies wie in Trance und registrierte manchmal einfach nicht – ignorant wie er eben war – daß seine Miss jemanden brauchte, den sie zum Guten anleiten konnte. Schließlich war es völlig egal, was sie im Sinn hatte … alles wäre wichtiger gewesen als Sohwass‘ dämliche Werke.

Auch beim Malen hatte er kein Auge für Miss Mutig! Aber war nicht sie es, die lebendig vor ihm stand, während sich seine Leinwände doch nicht vom Fleck bewegten und seine Gedichte nur in blöden Büchern standen, die ihr, der Miss, soviel bedeuteten, wie wenn in China ein Sack Reis umfiel. Der Miss kamen da so langsam die schlimmsten Bedenken. War Sohwass von Schlapp überhaupt ein Schlapp?

Wurde da nicht auch gemunkelt, seine Mutter – eine stolze, aber lebenslustige Frau – hätte den einen oder anderen Fehltritt begangen?! Einer davon, so erzählte man sich boshaft, sei mit einem, ebenso lebenslustigen Abkömmling der Adelsfamilie aus dem Nachbarort, einem gewissen Grafen zu Schwer von Begriff erfolgt. Je länger die Miss darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien ihr das.

Einer, der lediglich zu nichts taugte, also von Natur aus sowas von Schlapp war, konnte doch nicht derart verbissen ignorant sein wie ein Stein. Da steckte offensichtlich wesentlich mehr dahinter. Sollte sie womöglich in seinen Herkunftsort fahren und dort Nachforschungen betreiben? Nein, das war unter ihrer Würde. Sollte er, der Esel, das doch selber machen und ihr den Bericht, über die Gründe seines Versagens, auf dem Silbertablett servieren.

Sie würde dann schon wohlwollend mit ihm umgehen, wie sie das ja immer tat – obwohl er eine solche Behandlung eigentlich gar nicht verdiente. Aber was macht man nicht alles, als emanzipierte, eigenständig denkende und handelnde Frau, wenn man sich erst einmal eines Trottels angenommen hat … und ihn dann nicht ganz einfach in die Gosse werfen möchte, wo er, genau genommen, hingehörte. Wieder einmal wurde von ihr ALLES gefordert!

Beim Gedanken an ihr ungerechtes Schicksal hätte sie weinen mögen, sich restlos betrinken, eventuell einen Sack voll Schlaftabletten schlucken, damit diese Misere endlich einmal ein Ende habe und sie einen Abschiedsbrief hinterlassen könne, bei dessen genauem Studium dieser Verbrecher Sohwas von Steinschlapp zur Besinnung kommen könnte und ihm klar werde, was er an ihr, der Miss aller Missen, gehabt hatte …

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Kommentare

02. Jun 2020

Laufen tu auch ich im Hause -
Zumeist weg! Vor Bertha Krause ...

LG Axel

02. Jun 2020

Sohwas kommt von so was -
empfehle Miss Mutig eine "Haartherapie" zum Spalten des Schicksals....

LG Monika

03. Jun 2020

vielen dank liebe freunde!

lg alf