Von unserer Zeit wollen wir nichts versäumen

Bild zeigt Jean-Paul Sartre
von Jean-Paul Sartre

Von unserer Zeit wollen wir nichts versäumen: vielleicht gibt es schönere Zeiten, aber dies ist unsere Zeit.

Veröffentlicht / Quelle: 
Ein Prösterchen auf den Existenzialismus, Süddeutsche Zeitung vom 17. Mai 2010 - Sartre zum 100. Geburtstag

Bedeutung, Textauslegung und Hintergrund:

Dieses Zitat von Jean-Paul Sartre zeigt eine pragmatische und zugleich optimistische Haltung gegenüber der eigenen Gegenwart. Es ruft dazu auf, sich der Realität der eigenen Zeit bewusst zu stellen, anstatt sich in Nostalgie oder Sehnsucht nach besseren Zeiten zu verlieren. Dabei ist es eng mit Sartres existenzialistischer Philosophie verbunden, die den Fokus auf die Verantwortung und das Handeln des Individuums im Hier und Jetzt legt.

1. Die Gegenwart als einziger Ankerpunkt

Sartre hebt hervor, dass die Gegenwart – trotz ihrer Herausforderungen und Unzulänglichkeiten – die einzige Zeit ist, in der wir tatsächlich handeln und leben können. Dies entspricht seiner existenzialistischen Grundhaltung: Da die Zukunft ungewiss ist und die Vergangenheit nicht mehr verändert werden kann, liegt die Verantwortung, das Leben zu gestalten, immer im gegenwärtigen Moment.

2. Verantwortung und Freiheit

Das Zitat spiegelt Sartres Betonung der individuellen Verantwortung wider. Er fordert dazu auf, die eigene Zeit nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv mitzugestalten. Es erinnert daran, dass jede Zeit ihre eigenen Schönheiten und Herausforderungen hat, und dass es in der Verantwortung jedes Einzelnen liegt, das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen.

3. Widerstand gegen Resignation

Die Aussage lässt sich auch als Widerstand gegen Resignation oder Pessimismus interpretieren. Sartre plädiert dafür, die eigene Zeit nicht zu verklären oder zu verteufeln, sondern sich ihr aktiv zu widmen. Gerade in den politisch und gesellschaftlich turbulenten Zeiten, die Sartre erlebte – darunter der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit –, zeigt das Zitat eine kämpferische Einstellung.

4. Zeitgebundenheit und Authentizität

Die Aussage unterstreicht Sartres Überzeugung, dass der Mensch authentisch leben muss, indem er seine Zeit nicht leugnet, sondern aktiv in ihr verankert ist. Es fordert, die Realität anzunehmen und die eigene Rolle darin bewusst wahrzunehmen, anstatt in einer Illusion schönerer vergangener oder zukünftiger Zeiten zu verweilen.


Fazit

Dieses Zitat ist eine eindringliche Erinnerung an die Bedeutung des Handelns im Hier und Jetzt. Sartre appelliert an die Verantwortung des Einzelnen, die Gegenwart zu gestalten und anzunehmen – unabhängig davon, ob sie als ideal empfunden wird oder nicht. Es zeigt seine optimistische Grundhaltung, dass jede Zeit eine Chance bietet, authentisch und engagiert zu leben. Damit verkörpert es den Kern des existenzialistischen Denkens: Freiheit, Verantwortung und die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Realität.

Bild zeigt Zitat von Sartre Von unserer Zeit wollen wir nichts versäumen: vielleicht gibt es schönere Zeiten, aber dies ist unsere Zeit
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