Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Robert Schumann vertonte dieses bedeutende Gedicht des Übergangs von Romantik zu Spätromantik im Jahr 1840 und stellte es in den Mittelpunkt seines Liederkreises. Ende des 19. Jahrhunderts gab es schon über 40 Vertonungen.

Das Gedicht hat besonders lobende Anerkennung gefunden: Thomas Mann nannte es „die Perle der Perlen“, und Theodor W. Adorno empfand, „als wäre es mit dem Bogenstrich gespielt“. Die Lyrikerin Ulla Hahn meinte: „Innere und äußere Landschaft verschmelzen miteinander“. Peter Paul Schwarz sprach von „einer Verwandlung oder Verzauberung der Wirklichkeit“, und Wolfgang Frühwald von der „orphischen Melodie der Nacht“.

Veröffentlicht / Quelle: 
Joseph Freiherrn von Eichendorff’s sämmtliche Werke. 1. Band. Biographische Einleitung und Gedichte. S. 604
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Mondnacht / Joseph von Eichendorff, gesprochen von wortlover