Drei Uhr, das ist immer zu spät oder zu früh

Bild zeigt Jean-Paul Sartre
von Jean-Paul Sartre

»Drei Uhr, das ist immer zu spät oder zu früh für alles, was man machen will.«

Veröffentlicht / Quelle: 
Der Ekel. Deutsch von Heinrich Wallfisch. 1963 ff. rororo S. 20

Bedeutung, Textauslegung und Hintergrund:

 

Dieses Zitat stammt aus Der Ekel (La Nausée, 1938), einem der bekanntesten Romane Jean-Paul Sartres und einem Grundstein seines Existenzialismus. Die Aussage bringt das Gefühl von Sinnlosigkeit und Orientierungslosigkeit in der menschlichen Existenz zum Ausdruck, das die Hauptfigur Antoine Roquentin durchlebt. Es spiegelt die existenzielle Krise wider, die den Roman durchzieht.

1. Zeit als Ausdruck der Absurdität

Das scheinbar banale Beispiel einer Uhrzeit („Drei Uhr“) wird in diesem Zitat zu einer Metapher für die Absurdität der Existenz. Die Zeit wird nicht als linear oder zweckgebunden erlebt, sondern als bedeutungslos, da keine Handlung wirklich Sinn oder Dringlichkeit zu haben scheint. „Zu spät oder zu früh“ betont, dass kein Moment perfekt oder richtig erscheint, um etwas zu tun – eine zentrale Erfahrung der existenzialistischen Philosophie.

2. Das Gefühl der Entfremdung

Roquentin empfindet eine tiefgreifende Entfremdung von der Welt und sich selbst. Die Zeit, die üblicherweise als Struktur für das Leben dient, wird hier zur Quelle der Orientierungslosigkeit. Der Protagonist kann keinen Moment finden, der ihm das Gefühl gibt, dass etwas „richtig“ oder „stimmig“ ist, was die Sinnlosigkeit des Lebens unterstreicht.

3. Zeit und Freiheit

Im existenzialistischen Kontext stellt Sartre die menschliche Freiheit in den Mittelpunkt, die jedoch als Last empfunden wird. Die Freiheit, jederzeit Entscheidungen zu treffen, wird durch das Gefühl der Absurdität blockiert – symbolisiert durch die scheinbare Unmöglichkeit, den „richtigen“ Zeitpunkt zu finden. „Drei Uhr“ wird damit zu einem Sinnbild für die Verlorenheit in der endlosen Freiheit.

4. Die Absurdität des Alltags

Das Zitat verdeutlicht die absurde Routine des Alltags, bei der Handlungen oft als sinnlos oder unpassend empfunden werden. Es passt in eine Reihe von Sartres Auseinandersetzungen mit der Absurdität, die in seiner Philosophie und Literatur eine zentrale Rolle spielen – inspiriert von Denkschulen wie derjenigen Albert Camus’, der ebenfalls die Absurdität des menschlichen Daseins betonte.


Fazit

Dieses Zitat steht exemplarisch für Sartres Darstellung der existenziellen Krise und der Absurdität der menschlichen Existenz. „Drei Uhr“ wird zur Metapher für die grundlegende Orientierungslosigkeit des Protagonisten und für die Sinnlosigkeit, die entsteht, wenn Zeit und Handlungen nicht in einen übergeordneten Sinn eingebettet werden können. Das Zitat fordert zur Reflexion über das Verhältnis des Menschen zur Zeit und zur Freiheit auf – Kernthemen des Existenzialismus.

Bild zeigt Zitat Drei Uhr, das ist immer zu spät oder zu früh für alles, was man machen will.
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