Miss Mutigs unschuldige Seele spricht

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von Alf Glocker

Ich bin ein Kind natürlicher Impulse. So viel scheint mir sicher, aber es scheint nicht nur so, es ist so! Die Wahrheit aus Wirklichkeit ist mein! Ich bin die Wirklichkeit – das ist unumstößlich. Was Wirklichkeit ist, das bestimme ich, und alle, die so sind wie ich, dürfen mitbestimmen. Wer das ist, kann außer mir niemand festlegen!

Meine Stimmungen sind Ausdruck der Natur – sie kommen und gehen wie alle anderen Naturereignisse auch. So wie ich mich fühle, so fühlt sich die Welt. Und wenn es einen Gott gibt, dann hat er sich gefälligst danach zu richten. Ich kann für mein Leben schließlich auch nichts. Auf Hilfe bin ich aber nicht angewiesen, ich erwarte, daß man befolgt, was ich sage.

Das ist auch schon alles! Meine Bescheidenheit ist signifikant für die Bescheidenheit aller anderen Realisten, die denken und fühlen wie ich. Ich verlange doch wohl nicht zu viel?! Nein, denn ich bin völlig natürlich! Alles ist natürlich, außer es hat Ideen, die mit der (also meiner) Wirklichkeit nichts zu tun haben. Da bin ich vorsichtig!

Aber wer – wie ich – seinen Gefühlen freien Lauf lässt, der handelt natürlich! Denn die Natur lässt sich nicht einsperren. Sie schafft sich immer neuen Raum und sie muss sich niemals dafür rechtfertigen. Leute, die das nicht akzeptieren, machen mich so unendlich traurig, daß ich, um es ihnen heimzuzahlen, manchmal gar nicht mehr leben möchte.

Wer darüber nachdenkt, wie, zu meinem Leidwesen, ein Stein – der Sohwass von Schlapp – ob die Natur noch natürlich, oder noch unverfälscht angebracht ist, der ist pervers! Man sollte sie sich niemals untertan machen, denn sie zeigt allen wo’s langegeht … und wenn sich Natur und Kultur in die Quere kommen, dann triumphiert die Natur …

mit Kriegen, mit Katastrophen, Epidemien, wahnsinnigen Völkern, oder einfach mit Heuschrecken. Den natürlichen Lauf der Zeit (Geschichte) kritisiert man nicht, sondern erlebt, was auf einen zukommt und reagiert dann entsprechend mit Gefühlen, wie eventuell erhöhter Fortpflanzungsbereitschaft, darauf. Je nachdem … man weiß ja nichts.

Man liebt unter allen Umständen, wobei Liebe wiederum nicht viel mit Phantasie zu tun hat. Liebe ist ein Gesetz, kein Instrument, um sich Spaß zu verschaffen! Sie kommt ganz einfach auf einen zu, reißt einen mit, begräbt einen unter sich und lässt Familien eben auch dort entstehen, wo man Menschen braucht – und sei es auch nur um sie zu plagen.

Wenn man daran herumdenkt, wie Sohwass von Schlapp, der alte Stein, und glaubt herausgefunden zu haben, daß alles hier nur ein böser Traum sein kann, dann versündigt man sich und sollte ins Kloster gehen. Stein meint ja, sowas wie das Leben könne es in Wirklichkeit gar nicht geben, aber er täuscht er sich in mir!

Ich weiß zwar nicht wo dann, wenn nicht hier, die wirkliche Wirklichkeit zu finden sein könnte, aber ich weiß, daß man sie finden kann: In Menschen wie mir, die noch problemlos in der Lage sind, ihren Stimmungen nachzugeben um sich zu zeigen, wie sie sind – kompromisslos von der Wahrheit überzeugt, die nicht mehr überprüft werden muss, weil man sie darstellt.

Und dafür muss ich nicht erst lange „in mich hineinhören“, damit ich verstehe, was meine Seele spricht. Meine Seele ergibt sich jeden Tag in die Natürlichkeit eines Zusammenspiels von, meist unverschuldet widrigen äußeren Umständen und dem mir zur Verfügung stehenden Hormonhaushalt. Das ist für mich Maß aller Dinge! OK?!

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