Die reine Intelligenz

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von Alf Glocker

Die größte intellektuelle Leistung ihres Lebens vollbringen die meisten Menschen bei der Partnersuche. Dort reicht es einfach nicht aus, Erlerntes anzuwenden. Dies erweist sich grundsätzlich als alter Hut, da jeder Mensch anders ist und besonders Frauen in der Lage sind, Bedingungen zu stellen, denen zunächst kein Mann gewachsen scheint … bis er zu improvisieren beginnt. Und darin liegt der Clou!

Er muss zwangsläufig seine Phantasie einsetzen, wenn er zu diesem Ziel kommen will, das ihm die Frau gesetzt hat. Dafür ist es nötig, sich flexibel zu erweisen, wenn nötig sogar gebildet und intelligent. Zumindest ist es von Vorteil für die Natur, wenn die andere Seite (das Weibchen) dies zu glauben bereit ist. Wenn sie erst einmal schwanger ist, treten automatisch andere Dinge in den Vordergrund.

Andersherum sollte die Frau in der Lage sein, einen Glanz um ihr Sein aufzubauen, der faszinierte Evolutionsteilnehmer völlig verblendet in eine Richtung laufen lässt, aus der es vorläufig kein Entkommen gibt. Nach mehreren Schwangerschaften kann sich die kluge Frau dann immer noch als graue Maus outen, oder zu erkennen geben, daß ihre intellektuelle Attraktion ebenfalls nur vorgespiegelt war.

Sobald man sich gnadenlos kennengelernt hat und die Kinder eine Richtung vorgeben, in der es ausschließlich ums irdische Daseinsglück geht, sind Raffinesse und die Verschleierung von Charaktereigenschaften zwar nicht ganz überflüssig, aber doch zweitrangig geworden. Eine weitere Erpressung zur Harmonie ist nicht mehr nötig. Alles läuft wie von selbst … Elternteile sind keine Revolutionsführer!

Selbstverständlich gelten all die genannten scheinwidrigen Umstände nur für Angehörige einer Zivilisation! Nur, nein ausschließlich hier sind noch Einfallsreichtum und Witz gefragt, wenn man sich fortpflanzen „will“. Anderswo kann ein Lebenspartner einfach geraubt, oder gekauft werden. Das erspart nahezu jede Form intellektueller Anstrengungen – wenn man einmal den Betrug außer Acht lässt.

Das Angebot kann nämlich auch außerhalb zivilisierter Kreise getürkt sein, der Mann oder die Frau einfach nichts taugen, oder beidseitig ein Eindruck erweckt worden sein, der den Ansprüchen nicht genügen kann. Allerdings ist es dort natürlich wesentlich leichter für den späteren Besitzer (das ist in der Regel der Mann), die Mangelware zu reklamieren! Das ist sehr einfach … aber auch keineswegs phantasieanregend. Man braucht nicht viel nachzudenken!

Aber wozu auch – Menschen sind biologische Einheiten, wie Bäume, Pilze, Tiere, Insekten … und ihre Lebensauffassungen sind verschieden. Sie müssen nicht frei denken, sie müssen sich ihren Haushalten unterwerfen! Dem Hormonhaushalt, dem Gezeitenspiel der Chemikalien in ihrem Körper. Was dann zu erfolgen hat, ist nicht unbedingt steuerbar, immer jedoch vom evolutiven Stand der Bioeinheit abhängig. Niemand denkt mit – und für einen etwaigen Fortschritt ist auch eine 2. Wahl gut.

Bioeinheiten sind schließlich die Grundlagen für medizinische Experimente. Diese müssen allerdings erst einmal von einer 1. Wahl erfunden werden, bevor sie dann aus einer 2. Wahl frei agierende Roboter machen kann, die für jede Art Fortschritt geeignet ist. Dann finden die intellektuellen Leistungen nicht mehr auf dem Terrain der Fortpflanzung statt … natürlich bleibt dabei die Notwenigkeit einer natürlichen Kreativität weitestgehend ausgeschlossen. Planbares ist anders flexibel.

Nicht planbar ist jedoch das Artverhalten einer intakten Jungfrau. Ihr Verhalten ist absolut unvorhersehbar und fordert von dem für sie geeigneten Männchen die größtmögliche Beweglichkeit in Sachen Eroberungsphantasie! Selbst die größten Forscher und Erfinder sind daran schon fulminant gescheitert und haben sich lieber mit einfacheren Aufgaben, wie beispielsweise der Relativitätstheorie befasst … so jedenfalls der O-Ton von Albert Einstein. Mann kann ihn verstehen.

So gelingt es dem Zufall, die kuriosesten Kapriolen zu schlagen, sämtliche Schnippchen mit inbegriffen, die einem fortpflanzungswilligen Evolutionsteilnehmer begegnen können. Darin liegt das ganze Geheimnis des Universums: möglichst verspielt, möglichst kompliziert einem Schicksal anheimzufallen, welches es versteht, uns alle rücksichtslos in seine Machenschaften zu integrieren. Gehen wir diesem Prozess doch einfach aus dem Weg und verschaffen uns Zugang zu den Genen …

Indem wir die freie Entfaltung der Biorhythmen einfach ausschließen, oder besser: kanalisieren! Lassen wir nicht mehr zu, daß wir von Hormonen an der Nase herumgeführt werden – nur weil es Menschen eines bestimmten Geschlechts gibt, die in der Lage sind, daraus eine dekadente Zivilisation zu machen, in der keiner mehr den Biss hat, die eigene Art zu verteidigen, sondern sich brav allem fügt, was von irgendwoher verordnet wurde. Es muss doch nicht alles einen Sinn haben!!

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