Es ist einfach Grün-Grauenhaft! Ich bin anscheinend völlig grün hinter den Eselsohren: Die Männer lassen mich nicht mitspielen und die Frauen verstehe ich nicht – also was bin ich?? Soll ich jetzt in heiteres Identitätsraten übergehen, oder mich gleich zum Gott umoperieren lassen? Das Dilemma ist riesengroß – da scheint ein Eingriff unumgänglich.
Eine OP wäre, glaub ich, ganz leicht: Ich lasse mir einfach einen Heiligenschein auf dem Kopf festnageln und mache danach alles andersrum. Ich schreibe fortan von rechts (da komm ich her … nicht von drauß‘, vom Walde) nach links. Ich entzünde zuerst ein kleines rotes Lämpchen und dann die ganze Welt, denn außer mir soll es gefälligst keine anderen Götter mehr geben … wenn ich schon die Frauen nicht verstehe und mich die Männer nicht mitspielen lassen. Und: Ab sofort spreche ich die heilige Sprache … habt ihr gehört?!
Wer jetzt mein Prophet werden möchte, den werde ich haben und halten, lieben, aber nicht unbedingt verehren, bis daß der Tod ihn scheidet. Mich geht das ja nichts weiter an. Ich bin groß!
Ich bin unantastbar und ich wundere mich, daß ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Das Dumme ist nur, mit diesem angenagelten Heiligenschein kann ich plötzlich keine Leute mehr ausstehen, die nicht an mich glauben. Es reicht mir einfach nicht, nicht an mich selbst geglaubt zu haben, seit es mich gibt. Ich wusste ja lange Zeit nicht einmal, wie göttlich ich bin …
Nun verlange ich, da ich Gott bin, daß die Frauen mich verstehen und ich lasse die Männer nicht mehr mitspielen wenn es mir um die Frauen geht. Ich spiele, mit wem ich will, was ich will und solange ich will – und wenn ich LUST habe, dann spiele ich auch mit jenen, die partout mit mir gewiss nicht spielen möchten, oder noch viel zu jung dafür sind. Was soll’s?!
Lange genug habe ich schließlich in diesem Zwiespalt verbracht, was ich denn nun sei, bis es mir wie Schuppen, nein, wie Scheunen von Augen fiel: Ich bin ein Gott, dein Herr! Gib mir sofort, was meines ist … den Kaiser kannste vergessen! Und wenn ich es für nötig halte, sonst auch alles.
Ich ernenne ein Pferd zum Senator und mein Herz zu Gold, ich erringe nicht nur Kleopatra, verbrenne Kassandra sowie andere Hexen und mache den Satan (Satelliten Antenne) zum alleinigen Sündenbock für alle meine Vergehen, sondern erringe auch gleichzeitig einen Freifahrtschein über alle Gemeinheiten der Welt. Ich tu, was ich will!
Ich verfüge über alles und ich verfüge weiterhin, daß ich auch weiterhin über alles verfüge! Wer es wagt mir zu widersprechen, löst bei meinen Jüngern und den übrigen, uralten Angsthasen eine Welle der Empörung aus, mit der ich euch, wie auch andere Unliebsame, mit unangemessenen Hetz-Kampagnen hinwegzuspülen gedenke! Ich darf das jederzeit!
Und wenn einer wider mich lästert, dann mache ich alles Volk dafür verantwortlich, vor allem aber Skeptiker und Philosophen, die ich als Blasphemiker anklagen werde, um meiner persönlichen und absichtlichen Verirrung, persönlich und absichtlich beiwohnen zu können.
Um mein Geschlecht habe ich mir dabei noch nie Sorgen gemacht. Es ist mal vorhanden, mal nicht, aber immer, wenn ich es gut gebrauchen kann, bin ich in der Lage alles zu gebrauchen, was mir so vor die Flinte, respektive vor mein geistliches Auge läuft.
Denn ich bin glücklich mit meiner Schöpfung, also mit mir selbst, der ich mich aus dem Staub und aus den Sümpfen der Erde hinaufgeboren habe, in die himmlischen Gefilde einer ebensolchen Einfalt, nach der sich nunmehr die ganz Welt zu richten hat … und dies ist wörtlich gemeint! Sie hat sich zu richten, nicht nur her, so mir das gefällt, sondern auch hin, wenn ich das gut finde.
An mir dürfen sich die Geister nicht scheiden, denn ich bin, durch mein von mir behauptetes Charisma, zum Maß aller Dinge geworden, die man jedoch immer genau so nach zu interpretieren hat, wie es mir beliebt Ereignisse voraussehen zu wollen, die dann auch einzutreffen haben.
Denn an meinem Unwesen soll nun auch der genesen, der sich bisher für völlig harmlos hielt bzw. lediglich einen drauf machen wollte … als Unschuld vom Lande sozusagen. Daß ich dies jedoch auf keinen Fall – schon im Interesse meiner Unfehlbarkeit –zulassen kann, wird hoffentlich auch bald der verstehen, der bereit ist sich zu wundern, wenn so etwas wie ich auf den Plan tritt, um ihn solange zu bekehren, bis er sich, vor lauter Ehrfurcht, herzlich übergeben muss!