Wie (schizophren) ich meinen Verstand einsetze

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Wie groß mein Verstand ist, kann ich nicht sagen … ich habe da nur meine Vermutungen! Wie groß der Verstand derer ist, die ganz stolz auf ihn sind, erfahre ich immer wieder – oft auch auf unangenehme Weise. Wie die Menschen ihre aufkeimende Intelligenz anwenden, habe ich in der Grundschule mitverfolgt. Ich beobachtete einen Vorgang, an dem ich mich anfangs sogar ein wenig beteiligt hatte.

Es ging darum, bestimmte Dinge zu beherrschen. Warum? Nun, was man uns sagte, warum dies geschehen sollte, war aus meiner Sicht gelogen – aus der Sicht der anderen Schüler wohl auch, aber sie gingen anders mit dieser Erkenntnis um. Während ich darüber nachdachte, wie ich mir Informationen verschaffen konnte, die für mich wirklich relevant waren (das Wort „Relevanz“ kannte ich damals aber noch nicht), erreichten die anderen gute Noten durch „Anpassung“. Sie begriffen, wie wichtig das angebotene Wissen ist!

Natürlich ist es nicht vor allem unwichtig, die Welt zu begreifen … was sie im Innersten zusammenhält. Aber Wissen an sich ist schon irgendwie wichtig, um Positionen zu erreichen. Der Intellekt der schlauen Kinder (von denen ich keines war) sagte ihnen, daß bessere Noten bessere Positionen im Leben bedeuten. Da ich jedoch dumm war, war mir das egal … Pardon, es muss heißen: „Da ich jedoch dumm bin, ist mir das schon immer egal gewesen."

Ich hatte die größeren Zusammenhänge im Sinn, die Wahrheit hinter den Dingen, den Inhalt des Gesagten und nicht die Dinge selbst, oder den Lehrplan, dem man gerecht werden sollte. Sollten „die“ doch machen was sie wollten, mich ging das nichts an! Was ich erfahren wollte, das begriff ich sehr schnell, aber es konnte dem Schulbetrieb kaum entnommen werden. Leider war diese meine Meinung jedoch auch in Sachen „Kommunikation mit anderen Schülern“, ausgesprochen kontraproduktiv.

Ich konnte mich mit niemandem austauschen, sprich mit niemandem arrangieren, und somit gehörte ich auch keiner Clique an. Hätte ich einer angehört, dann hätte ich sicher auch rechtzeitig genug erfahren was „Cleverness“ ist, damit ich jemals, im Konkurrenzkampf des Lebens, um Weibchen und lukrative Stellen, eine Chance gehabt hätte. So aber blieb ich mein Leben lang dumm!

Wie besonders schlaue Personen wissen, spricht man als Erwachsener Mensch in einem bestimmten Jargon, den Kinder nicht verstehen können – und man hat, wenn man besonders schlau ist, auch eine ganz besondere Begabung … mit etwas Besonderem umzugehen – mit der List! Die List macht aus schlauen Menschen Sieger. Das sind Individuen, die in der Lage sind, andere Menschen so freundlich bloßzustellen, daß sie freiwillig ein Revier räumen, auf das es ein Sieger abgesehen hat.

Mit einem gewissen brutalen Feingefühl kann der angepasste und zusätzlich listige Erwachsene Erfolge erzielen, die einem Menschen, der es darauf abgesehen hat nur die Welt zu verstehen, auf ewig verstellt bleiben müssen. Der Listige versteht die Welt hauptsächlich insoweit, als er weiß, wie und warum man einen anderen hereinlegen kann – und darauf kommt es ja hauptsächlich an! Zwar ist es nicht gesagt, daß man dadurch generell für die anderen sympathischer wird, aber bevor sie das begriffen haben, hat man für gewöhnlich, als Listiger, schon alles bekommen was man haben wollte: Sex, Macht, Geld, Positionen …

*

Was ist schizophren?

Was ist denn wirklich schizophren?
Eine gespaltene Persönlichkeit zu sein?
Sei einfach du und du wirst sehen:
Du stehst auf dieser Welt allein!

Keiner zeigt uns doch sein Gesicht –
weil er das oft selber gar nicht kennt!
Das und sonst nichts hat ein Gewicht!
Gespalten sein heißt: Happy End!

Wider die Natur zu denken
ist gesund und macht dich stark –
sich als Seele einzuschränken,
das bedeutet wirtschaftlich autark!

Dein wahres Selbst beginnt bei Nacht –
der Mensch zu sein, der du nicht bist!
Doch bist du anderntags erwacht,
dann frönst du wieder deinem Mist!

Veröffentlicht / Quelle: 
auf anderen webseiten
Prosa in Kategorie: