Schizophonie

Bild von Alf Glocker
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Was ist eigentlich „politisch“? Das ist eine Gewissensfrage! Also Todesangst zum Beispiel! Warum? Nun, weil es verboten ist Todesangst zu haben. In einer freien Gesellschaft, wo man alles sagen darf, außer, daß man Todesangst hat, ist es eben nicht erlaubt, infrage zu stellen daß nichts sicher ist. So ist das!

Da könnte jetzt doch jeder ganz einfach hergehen und sagen: „Ich habe Todesangst!“ Das wiederum könnte jemand hören, der sich noch nicht so ganz sicher war, ob man alles sagen darf, oder nicht und ebenfalls Todesangst bekommen, weil er gemerkt hat, daß man alles sagen darf, außer, daß man Todesangst hat.

Stellen wir uns doch einmal vor, das würde um sich greifen und alle bekämen auf einmal Todesangst, weil man alles sagen darf, außer, daß man Todesangst hat – eine schreiende Sinfonie der Ängste würde daraus entstehen, und warum? Weil man alles sagen darf, außer, daß man Todesangst hat! Wie stünden wir denn dann da??

Es kann nicht einfach einer sagen, er habe Todesangst, nur weil er eben Todesangst hat, es aber verboten ist zu sagen, daß man Todesangst hat, weil man ja sonst alles sagen darf. Das kann doch nicht sein! Dort, wo man alles sagen darf, außer, daß man Todesangst hat, ist doch alles soweit in Ordnung, daß man gar keine zu haben braucht – Todesangst, oder so ...

Und wenn man nun schizophren ist, und, sagen wir mal Dinge sieht, die man nicht sehen soll, weil sie momentan gar nicht da sind, und deshalb sagt, daß man Todesangst davor habe, daß man keine Dinge sehen darf, die momentan gar nicht da sind, weil es verboten ist Todesangst zu haben – was dann? Ist das dann politisch?

Aber wovor könnte man denn Todesangst haben? Diese Frage stellt sich doch auch ... Vielleicht davor, daß man glaubt, man sähe voraus, daß alle, der Reihe nach, ins Wasser springen und man selbst Todesängste verspürt aufzufallen, weil man nicht springt ... oder deshalb, weil man sagt: „Ihr wollt doch nicht etwa alle, der Reihe nach ins Wasser springen“?

Das wäre dann also politisch! Unpolitisch ist demnach, Todesangst vor der Todesangst zu entwickeln. Damit würde man das Problem an der Wurzel packen und es mit Stil und vor allem stumpf auszureißen. Aber das geht eben auch wieder nicht – denn eine Todesangst VOR der Todesangst zu haben ist ebenso verboten, wie beispielsweise zu sagen, daß man eine hat.

Außer man hat einfach keine, weil man eventuell sturzbetrunken, geistig verwirrt, oder akribisch dazu erzogen ist, KEINE Todesangst mehr bei sich zuzulassen, obwohl man ursprünglich ganz natürlich zur Todesangst verlangt war, wie alle anderen - anonym bleiben wollende Menschen versteht sich - auch. Das wäre dann freilich nicht politisch! Das wäre völlig korrekt!

*

Ein altes Lied ganz neu

Wenn du etwas Dummes weißt,
nein, zu wissen glaubst, daß du
in Gefahr bist, was nichts heißt,
ja, dann eckst du an im Nu!

Sag es bloß nicht einfach weiter,
bescheide dich in kein Kalkül,
hüpfe auf die Hühnerleiter -
und mach mit bei jedem Spiel.

Ob du umkommst oder nicht,
darauf darfst du gar nicht wetten.
Mach ein fröhliches Gesicht -
du kannst sowieso nichts retten!

Wenn du Unerwünschtes sagst,
wird's dir gleich so ausgelegt,
daß du die Gefahr nicht magst,
die sich lüstern hegt und pflegt.

In Wirklichkeit ist sie nicht da!
Warum hast du was gesagt ...
weil man – ex- und hoppsassa -
dich bewusst ins Bockshorn jagt?!

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Interne Verweise

Kommentare

22. Aug 2016

Todesangst ist gar nicht schlecht!
(Wenn Knarren man verkaufen möcht' ...)

LG Axel

23. Aug 2016

Auch dafür ist sie gut!
Das liegt beim menschen so im Blut!

LG Alf