Der Thunfisch
Das Boot schaukelte auf dem Wasser. Zwei Männer sassen darin und hielten Angelschnüre ins Wasser. Der eine jung, mit sommersprossigem Gesicht, schlanken Fingern und weisser Haut.
Der andere braungebrannt, mit Fältchen um die Augen, kräftigen Händen und ledrigem Nacken.
Niemand sprach. Die Möwen kreischten über ihren Köpfen.
„Das Wasser ist hier sehr tief.“ Sagte der ältere Mann.
„Mhm.“
„Die Heringe ziehen jetzt umher, vielleicht haben wir heute Glück.“
„Ja. Vielleicht.“ Sagte der Jüngere.
Plötzlich zuckte die Leine des alten Fischers. „Ich glaube ich hab was!“
Er begann die Leine einzuholen. Der Junge blickte gespannt. Mit einem lauten Knall riss sie.
„Mist, verflucht. Fast hätte ich ihn gehabt.“
„Was das wohl für einer war?“
„Wahrscheinlich ein Thunfisch. Die werden riesig. Und dieser hatte sehr viel Kraft.“
Der alte Mann setzte sich hin und bereitete eine neue Leine vor.
„Wie läuft es in der Schule?“ fragte er den Jungen.
„Gut.“
„Lernst du viel?“
„Ja ich lerne Algebra, Französisch und wir lesen Bücher von Philosophen, Dichtern und Denkern.“ Erzählte der Junge begeistert.
„Davon verstehe ich nichts.“ Sagte der alte Mann und warf die Leine aus. Beide schwiegen.
Die Sonne versank langsam hinter dem Horizont und der Himmel begann sich zu röten.
„Es sieht nach Regen aus.“ Meinte der alte Fischer nach einer Weile.
„Woher willst du das wissen?“ fragte der Junge und blickte in den Himmel, an dem sich nur vereinzelt Wolken zeigten.
„Die Vögel fliegen an Land und der Wind riecht feucht und schwer.“
„Du kannst Regen riechen?“ Erstaunt blickte der Junge zum alten Fischer.
„Ja. Das lernt man, wenn man lange auf dem Meer war.“
„Sowas lernen wir nicht in der Schule, wir lernen…“
Da ruckte plötzlich die Leine des Jungen und er fiel fast aus dem Boot, hätte ihn der alte Mann nicht festgehalten.
„Nicht ziehen. Lass den Fisch gehen.“
„Er nimmt aber viel Leine mit.“
„Warte auf mein Zeichen. Der Fisch sucht sich nun ein sicheres Versteck im tiefen Wasser. Jetzt! Zieh!“
Gemeinsam zogen sie an der Leine und spürten das schwere Gewicht des Fisches.
„Zeig dem Fisch keine Schwäche, hol ihn langsam, aber bestimmt ein. Keine Pause. Sobald der Fisch merkt, dass du an Kraft verlierst, wird er dich hinabziehen. Ich helfe dir.“
So verging die Zeit. Immer mehr Leine rollte sich ins Boot und die beiden konnten bereits den silbernen Bauch des grossen Fisches ausmachen.
„Noch ein letztes Mal, dann haben wir ihn. Bist du bereit?“
Der Junge nickte.
Sie zogen mit aller Kraft die letzten Meter der Leine ins Boot und hievten dann den Fisch hinein.
Es war ein grosser Thunfisch, dessen Fleisch sie für viele Tage sättigen würde.
Erschöpft aber glücklich klopfte der alte Mann dem Jungen auf die Schultern. „Gut gemacht mein Sohn.“
„Danke Vater.“
Beide lächelten.
Ich habe über Flash Fiction etwas gelesen und dies wäre ein erster Gehversuch dazu.
Für Rückmeldungen generell bin ich wie immer sehr dankbar.
Beste Grüsse