Moderne Intelligenztests – 21 – Wie kann ich zwischen Optimist und Pessimist unterscheiden?

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von Alf Glocker

Nach Schema „F“ zu verfahren, wird uns da vermutlich nicht besonders weiterhelfen – ich muss mich also selbst bemühen! Kann ich darauf vertrauen, wenn einer sagt: „Ich bin ein Optimist“? Oder kann ich vielen Menschen Glauben schenken, die behaupten, dieser oder jener sei ein Pessimist? Wie sind Aussagen einzuordnen und wie kann ich eine Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen?

Versuchen wir es doch einfach einmal …

Welchem Statement geben wir unsere Zustimmung am ehesten?

O – Oh, das ist jetzt aber leider nichts geworden, ich hab‘s halt umsonst probiert …
O – Das kann einfach nichts werden …
O – Damit befasse ich mich erst gar nicht!

Was würden wir als destruktiv, was als „realistisch“ und was als dumm einstufen? Und was sollten wir tun, um herauszufinden, wie wir einer Situation am besten begegnen?

O – Wir lesen alle verfügbaren Bücher über Psychologie …
O – Wir fragen eine autorisierte Fachkraft …
O – wir machen uns schüchtern, aber zielstrebig eigene Gedanken zum Thema …

Sollten wir Letzteres versucht und dabei Schwierigkeiten bekommen haben, weil unsere Gedanken nicht mit den als „modern“ angesehenen Parolen übereinstimmten, müssen wir uns dann einer Umerziehungsanstalt anvertrauen, oder genügt eine einfache, psychologische Betreuung? Oder sollten wir gar …

O – anzweifeln, daß die Mehrheit der Menschen konstruktiv denkt?
O – daß die Mehrheit der Menschen überhaupt denkt?
Oder
O – daß wir noch recht bei Trost sind und aussortiert gehören?

In diesem Dilemma werden wir uns reichlich alleingelassen vorkommen und nach sinnvollen Auswegen suchen. Wir werden eventuell abwägen, verzweifelt prüfen (uns und andere) und vielleicht sogar versuchen, den Trost in einer der Weltreligionen zu finden …?

Wenn wir das tun, sehen wir uns sogleich den unterschiedlichsten Vorgaben ausgesetzt, die unser Urteilsvermögen gewaltig auf die Probe stellen – denn schließlich suchen wir einen Halt für unsere arme Seele, anstatt nur andauernd angegriffen zu werden.

Wählen wir sorgsam aus …

O – Taoismus = ein bisschen unsicher (Tao ist alles, was ich nicht kenne) – hier wird kein unmittelbarer Schutz deutlich …
O – Buddhismus verlangt die Abkehr vom Irdischen – wollen wir das?
O – Christentum verlangt von uns die rückhaltlose Selbstaufgabe. Wozu dann leben?
O – Hinduismus bedeutet Versenkung ins Nirwana: Nichtleben als Lebensziel …?
O – Islam = mit Vorsicht zu behandeln, da er sehr selbstbewusst auftritt und Nichtgläubige als intolerabel ansieht …

Was kreuzen wir an?

Helfen uns jetzt – in Ermangelung eines übermenschlichen Geistes – nur noch sogenannte „Vorurteile“ aus der Patsche?

Wenn uns nichts anderes übrigbleibt als sie anzuwenden, wenn wir unsere Haut vor dem drohenden Suizid aus Ratlosigkeit retten wollen … sind wir dann pessimistisch, oder einfach nur nicht erfahren genug?

Wahrscheinlich sind wir nur wieder am Anfang unseres Intelligenztests angelangt und müssen uns wohl die Eingangsfragen erneut stellen …

O – Oh, das ist jetzt aber leider nichts geworden, ich hab‘s halt umsonst probiert …
O – Das kann einfach nichts werden …
O – Damit befasse ich mich erst gar nicht!

Es könnte aber auch sein, daß es am besten wäre, wir verschließen uns vor dem Mainstream, urteilen – so gut es geht – selbständig und lassen das Urteil über uns entweder Zeit oder ein Gericht fällen, vor das man uns, unserer Unangepasstheit wegen, gestellt hat. Hierbei hätten wir dann eine sehr gute Gelegenheit, am eigenen Leib zu erfahren, wie positiv Optimisten eingestellt sind, die gelernt haben, wie man konstruktiv denkt.

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