Mutter Pandora hat alle ins Pantheon eingeladen! Wie sie alle heißen, Götter, Halbgötter, Propheten, Monster und sonstige Schädlinge wurden von ihr zusammengerufen, um die Lage zu besprechen: die Schieflage der Nation aller Wesen. Vor ihrer Büchse, die bereits geöffnet ist, wie ein Supermarkt zum Schlussverkauf universeller Weisheiten, tummelt sich das ganze – uns wohl vertraute – Pack vor den Wühltruhen katastrophaler Ereignisse. Man schlägt sich fast wegen der Herrlichkeiten, die es dort auszugraben gilt.
Donar ist mal wieder total betrunken! Er ist erst vorhin, zusammen mit Zeus, aus der großen Himmelskneipe gekommen, wo jeder von Ihnen mindestens 1000 Liter Fliegenpilz-Met getrunken hat. (Zeus musste seine 100ste Vaterschaft feiern, weil er mal wieder irgendein Flittchen geschwängert hatte. Das arme Kind, es könnte sich diesmal um Europa gehandelt haben, liegt immer noch in einem komatösen Zustand kuriosen Glücks … es weiß nicht, daß es von einem Stier bestiegen wurde. Zeus hatte vergessen, sich zurückzuverwandeln. Das Ergebnis wird also ein Minotaurus sein!)
Aber das macht nichts! Kali, Hera, Freya und Bastet können eh nicht mehr einschreiten, es sei denn, sie trieben nachträglich Europa ab. Einem göttlichen Samen und dessen Verwirklichung etwas Ganzes, Lebendiges zu werden, haben sie nichts entgegenzusetzen. Sogar das Tao staunt da nur verlegen. Buddha hat sich hingesetzt, um zu bubitieren, Mohammed wetzt seinen Krummsäbel, damit er später für einen Halbmond gehalten werden kann, und Jesus kann sich vom Kreuz nicht lösen, weil er noch nichts vollbracht ist. Das wiederum erfreut jedoch Sisyphos aufs Äußerste und er muss herzlich mitlachen.
Die Vollversammlung der Idioten auf Erden wird gerade von Kassandra gewarnt. Sie projiziert den unzähligen Delegierten ständig das Bild von Damokles in ihre Matschhirne, aber die wundern sich nur und werfen sich gegenseitig mangelnde Kompetenzen vor, wenn sie nicht grade mit der Bevorzugung von geistig Zurückgebliebenen beschäftigt sind. Inzwischen machen sich Manitu, Krischna, Ra und Ahura Mazda einen schönen Lenz in der Zaratundra, wo sie damit beschäftigt sind, Hochvögel zu trainieren. Niemandem fällt dabei der Himmel auf den Kopf, aber das letzte Dalai-Lama verirrt sich verwirrt, unter den alptraumatischen Mitternachtsspitzen der Anden.
Shiva verliebt sich entzückt in Ganesh, der jedoch nur Augen für Hanuman hat – man kennt sich ja heutzutage selbst unter Göttern, Halbgöttern und Monstern nicht mehr so richtig aus – und Jahwe belächelt den von ihm als völlig harmlos eingeschätzten Kasperl Larifari, der unentwegt sein „Tri-tra-trull-allah“ intoniert. Herakles wendet sich angewidert von der Realität des Scheinbaren ab und den Sirenen zu, wo er die Erfüllung seiner Wünsche zu erfahren glaubt, schwimmt aber leider nur God-Zilla entgegen, der ihn schon, mit verträumtem Blick, in Empfang zu nehmen gedenkt. Abseits der Veranstaltung wird Kong zum King aller Verratenen und Verkauften gewählt, die nichts Besseres in Aussicht haben.
„Diesmal klappt es wie am Schnürchen“ verkündet Pandora. Sie lässt ihr Büchschen gleich offen stehen, denn Kronos hat auf seiner Ur-Uhr einen Zeiger entdeckt, auf den er sich, aber nicht NUR er, gehen kann. Da sind dann auch Belenus, Apollon, Wotan und Charles Manson machtlos! Schöner und mit vollerer Gefühllosigkeit kann die Welt einfach nicht untergehen, und da für die jeweils anderen sowieso alle nur Ungläubige sind, nimmt das Schicksal seinen Lauf, man kann aber auch Kismet sagen. Noch nie vorher war die Gelegenheit so gut wie heute, an diesen hohen Weihetagen, an denen Luzifer, Beelzebub und Ariman feierlich die Monstranz tragen dürfen.
Die Tür‘ macht hoch, die Bein‘ macht breit, es kommt die allerletzte Zeit. Jedem ist es erlaubt, mit jeder zu schlafen, zu wachen, oder sonstiges zu machen – Hauptsache, es passt nicht! Es gibt keinerlei Beschränkungen mehr! Und ein neuer Gott wird geboren … natürlich ist es wieder mal eine Kopfgeburt! Es ist der Anti-Ekel-Gott. Alle, denen es vor gar nichts graust, sind aufgerufen, ihn anzubetteln. Aber Vorsicht: Rücksichten dürfen ab sofort nicht mehr, weder geübt noch ausgeführt werden. Einzige Voraussetzung für die Umsetzung aller neu auftauchenden Regeln ist lediglich: Man muss schon selbst auch ein Scheusal sein, damit die gut auszusehen habenden Vorsätze in einem unerträglich Maß umgesetzt werden können!