Im Narrenland ist das Leben sehr schön, wenngleich auch für Außenstehende nicht sofort verständlich. Denn im Narrenland folgt man sehr festen, um nicht zu sagen „steifen“ Gummiregeln: Alles muss komisch interpretiert werden!
Wer jetzt glaubt, man müsse Kabarettist oder wenigstens Clown sein, damit man im Narrenland zu Ansehen kommt, der hat zwar Recht, aber er irrt sich auch gleichzeitig, denn Tölpel, ungeschickter Gesandter, Dummbauer oder dämliche Dame reichen ebenfalls dafür völlig aus. Man muss halt nur aufpassen, daß einem nicht aus Versehen eine logische Handlung oder ein sinniger Satz unterläuft. Das bedeutet im Narrenland mehr, als nur ins Fettnäpfchen getreten zu sein.
Am frühen Morgen schon beginnt im Narrenland das Narrenritual, wo man sich bestrebt zeigt, als Narr von Narren gut verstanden zu werden. Wenn man zur Arbeit geht und einem Bekannten auf der Straße begegnet, dann ruft man sich kein „Guten Morgen“ zu, sondern ein „Gute Nacht“. Während der Arbeitszeit ist jeder akribisch bemüht, einen Kollegen seiner Wahl zu mobben, auszuhorchen, ob er denn auch brav den Narrenritualen folgt, und zu kontrollieren, ob denn auch alles programmgemäß schiefläuft.
So ist es der – selbstverständlich nur insgeheim und niemals offiziell – erklärte Brauch, daß Flugplätze niemals fertig werden dürfen, Zugfahrpläne nicht eingehalten werden müssen, oder, und vor allem, Lehrpläne einen derart wahnwitzigen Charakter haben, daß sogar dem Teufel die Freudentränen über die behaarten Wangen laufen. Alle finden das sehr, sehr schön!
Im Umgang mit natürlichen Begabungen lässt man im Narrenland besondere Sorgfalt walten. Sobald man herausgefunden hat, daß ein Kind beispielsweise dazu neigt, außerordentlich ambitioniert mit Musikinstrumenten umzugehen und es schnell Melodien spielen kann oder gar zu komponieren beginnt, leitet man umgehend bei ihm eine Ausbildung im Straßenbau ein und ordnet an, es möge gleich mit dem Presslufthammer beginnen.
Ebenso verhält es sich mit den „Schönen Künsten“, wo ganz besonders Leute große Beachtung finden, die, „in ihrem vorigen Leben“, beim Straßenbau waren und ganztägig den Presslufthammer bedienten. In der Schriftstellerei findet das Ritual seinen auffallend ulkigen Höhepunkt! Nur wer Stücke, Gedichte oder Essays verfassen kann, die rein gar nichts, bis höchstens sehr wenig zum Inhalt haben, kann von Verlagen gefunden werden. Die Bücher der anderen müssen imaginär verbrannt werden.
Bei Romanen ist das kurioserweise ganz anders – da ist ein Inhalt nicht nur erwünscht, sondern ausdrücklich vorgeschrieben. Die Geschichte muss sich immer ausschließlich mit der Dummheit der Narrenländer befassen, weil sie sonst nicht gelesen, ja nicht einmal geschrieben werden darf. Zuwiderhandlungen werden mit Ignoranz der Alarmstufe Rot bestraft!
Das Rechtssystem von Narrenland folgt einem einfachen aber effizienten Prinzip: Wer lügen kann wird Anwalt, Staatsanwalt oder Verteidiger, wer in der Lage ist, Sachverhalte absolut falsch beurteilen zu müssen, kann überdies Richter werden … bei besonderer Qualifikation, also unglaublicher Einfachheit im Geist, steht sogar der Posten des Justizministers zur Diskussion.
Die Frauen im Narrenland genießen herausragende Privilegien: Sie müssen alle Männer abblitzen lassen, die echt was auf dem Kasten, aber keinen primitiven Trieb besitzen – sonst kann es keinen Nachwuchs geben. Denn die Politik ist aufgerufen, eine Anhebung des Durchschnitts-IQs zu verhindern. Die Gründe dafür sind verständlich …
Sie (die Frauen) sind hingegen aufgerufen, auf ihren Rechten zu bestehen, als etwas ganz Edles angesehen zu werden, das Männer heiraten soll, die schon einmal verkündet haben, daß Frauen geschlagen werden müssen, bevor sie gute Mütter werden können. Und danach natürlich weiter im Text! Das erfreut das schöne Geschlecht so enorm, daß es in großer Zahl an Demonstrationen teilnimmt, auf denen Lichterketten zur Anwerbung von Unholden gebildet werden, die dann später für ausreichend Nachwuchs sorgen.
Mit Hilfe solch wunderbarer Abläufe, denkt man im Narrenland, sei eine gute Zukunft gesichert. Doch man müsse noch viel tun, munkelt man auch. Kartoffelbauern werden deshalb, an eigens versumpften Universtäten, zu Philosophen ausgebildet, Wesen, die absolut keine Spur von Moral erkennen lassen, machen mit Bravour den Eignungstest zum Priester, worauf sie dann auch gleich Theologie pauken müssen, damit sie alles, was erlernbar ist, möglichst vernichtend anzuwenden wissen. Das gibt dann später viel Stoff, aus dem die Alpträume sind.
Aber das Land lacht – und die größten Narren, also Leute, die von Tuten und Blasen überhaupt keine Ahnung haben, oder sogar in Sachen Irrsinn als hochbegabt angesehen werden müssen, werden Staatsekretäre, Minister und Ministerpräsidenten. Wer am absurdesten vorgehen kann, wird mit dem Amt des Kanzlers betraut. Man zwingt ihn geradezu, es einzunehmen und möglichst nie wieder herzugeben.
Die allergrößte, die unglaubhafteste, die unglaubwürdigste Witzfigur aber MUSS man als Präsidenten haben. Man sucht sie förmlich, wie die Buddhisten den neuen Buddha, und wenn man endlich fündig geworden ist, dann steigt quasi weißer Rauch aus den Hohlköpfen der Nation, denn weitere Denkarbeiten können nun, völlig erübrigt, ausbleiben. Alles schwelgt im Glück!
Wenn dann endlich die ganze Welt über das Narrenland lacht, ist das Klassenziel „Deppenpreis“ erreicht, denn man kann getrost daran gehen, sich selbst zu zerstören: Seltsame Kreaturen, die nie etwas eingezahlt haben, bekommen die „Ehrenrente“, hohe Summen gehen ins Ausland, wobei gleichzeitig das gesamte Ausland nach Dep- pardon Narrenland kommt, um Tribut einzutreiben. Spaßeshalber festgelegte Rechte werden, maliziös lächelnd, manchmal auch boshaft grinsend verletzt (durchaus grob), wobei die Narrenländler begeistert applaudieren und empathisch rufen. „Mehr, mehr, bitte viel mehr!“
Das ist unbeschreiblich – überall sieht man zufriedene Gesichter, alles funktioniert, wie akribisch geplant, nicht – und an den Ausredenhochschulen boomt der Narrenabschwung, als „Aufschwung“ deklariert, wie ein genialer Überfliegertrend ins bevorstehende Nichts schwer erarbeiteter Werte, die, wie von selbst, als unwert keine Sinnerfüllung mehr finden können, dürfen, müssen. Das erinnert schon ein wenig an die komischsten Märchen aus alter Zeit. Wir müssen es (das Gute) eben nur zulassen, dann wird’s schon schiefgehen …
Kommentare
Am Aschermittwoch ist nix vorbei:
Ganzjährig gilt die Narretei!
LG Axel
das muss man leider so behaupten -
wir sind die Clowns und die Beraubten...
LG Alf