Ein erneutes Auffrischen des Windes, tosende Brandung des Brachmonds, der mit seiner Glut herniederfährt, die Corona des alten Ahorns zausend wie der Pastor den Kopf seines Sohnes, im Traumtand des Unterbewussten wahrgenommen, dazu jenes Geräusch leise flüsternder Vögel vor dem blaugrüngespiegelt flach hinströmenden Fluss, darin die ausgewaschen-sichtbaren Kiesel noch immer von der Trockenheit des letzten Jahrtausendsommers künden. Vorangegangen wie verloren auch der Traum eines zweiten, eines geteilt einteiligen Lebens – zwischen der Suche nach zusammengehörigen Sachen und permanenter Ausrichtung stand jäh der Wunsch nach einem Ausbrechen, doch war die Müdigkeit massenhaft bis mächtig. Selten im Verlassen inbegriffen. Eher wären andere Tage zu referieren, prall an angefüllter Aktivität, schon vor dem Aufstehen Runden durch die Schonung unumwunden sich windend in die Verunsicherung alltäglicher Arbeit zwischen weit anspruchsvolleren Themen wie zielbewusst zum Denken anregende Ereignisse. Schwindelerregende Übelkeit verursachend immer just dieser Moment, da das Aufblättern zeitgleicher Fenster eine Doppelung, das Offensichtliche im Heimlichen zwiefach zur Zweisamkeit zu offenbaren imstande wäre, doch: Wo ist der Anfang eines solchen Erzählens? Ein im Leben mäandernder Moment? Selten bis nie Vergebenes gebend … und ein endliches Ende? Da ist die Seltsamkeit in einer bizarr endlosen Gegenständlichkeit wie bedrängend scheint ein wirkender Schuss – Schluss – wäre das nicht eigentlich eher ein perfektes Beginnen? Eben augenscheinlich, wie Gerüchte in ihrer Symbolik andeutungsvoller Klarheit: Ebenjene Sommer, darin zu schwelgen, auf Märchenwiesen, namenlose Perlen pflückend im Gestöber fallender Fichtennadeltiefen am Himmel vorüberziehender Drachen, mithin eine fein prickelnd servierte Mischung delikatester Hors D’oeuvres – zwischenzeitlich ewig einzig wie die Berufung im ewigen Geflüster --- Freiheit.
"…wir müssen uns dem Leben entrückt fühlen, nur dann wird uns leicht. Uns muß sein, als gingen wir durch einen Traum. JA, im Traum sind wir zuweilen glücklich! … nur zu zweien müßte man träumen können...", schrieb Eduard von Keyserling einst in seinen Sommergeschichten ("Die Feuertaufe"). Dies ist der Versuch, solch eines Traums, einer Entrückung im Sommer... - Ein Mitträumen ist durchaus erwünscht ;)…
Kommentare
Wörtlich träumerisch entrückt -
Was literarisch fein geglückt!
(Dass Krause dreist am Himmel zieht -
Ich hoffe, dass ihm nix geschieht ...)
LG Axel
Längst blank geputzt mit Lachtränen hat sie ihn...Danke
LG Yvonne
Lieb Y, ich las es nicht als Märchen, sondern hoch engagiertes "Wirklichkeit bewusst machen" - und als Gedicht im Gedicht, wie bei dir zumeist besonders ypsilonisch, was mich aber jedesmal neu zum Staunen bringt. Du bist nicht handwerklich, nicht Jongleurin der Worte, sondern Zauberin.
LG am schönen Morgen
Uwe
JA, was ist die "Wirklichkeit" - im Traum zu leben fühlt sich jedenfalls manchmal wirklicher als Wirkliches an ;) - wobei auch das Wirkliche mitnichten zu unterschätzen wäre - mithin - die Freude am Geringen - etwa solch schönen Kommentaren am Morgen
Sonnigliche Grüße Yvonne
Doch welche Qual du manchmal durchzustehen hast, bemerkte ich nun erst. Bleib stark und ewig wie das Y, aber auch das deinige.
LG U.
Prosa in gewohnt gewaltiger bildreicher Yvonne-Sprache, wirklich ein Moment der „Entrückung im Sommergefühl“, und die Fragen sind berechtigt - wo ist der Anfang eines solchen Erzählens, kann es ein Ende geben - oder sollte es nicht immer so weiter fließen?
LG Marie
Eduard von Keyserling - ein Meister - der es in unnachahmlicher Weise in Geschichten einfließen lässt, statt einer kleinen Momentaufnahme, wie ich sie hier gestaltete... - ja, weiter fließen - außerhalb des Alltags schwebende Inseln schaffen :) - auch in Bezug auf den anderen Kommentar unter deinem Gedicht - eine Zufriedenheit entwickeln, die aber doch auch wieder in Handeln (auf verantwortungsvolle Art) fließen würde --- das scheint (auch wenn es ein wenig philosophisch ist) ein guter Weg für mich - für unsre Kinder...
LG Yvonne
Das Wirkliche ist wie das Wunderbare: es mißt die Welt
mit.eigenmächtigen Maßen.
Rainer Maria Rilke
Ein wirklich wunderbares Werk, liebe Yvonne, tiefgründig, das zum Nachsinnen anregt.
Herzliche Grüße
Ella
Wunderbarer Rilke, wunderbarer Kommentar - Danke!
Herzlich grüße ich zurück, liebe Ella
Yvonne
Ein Moment, es ist Sommer, die Zeit der Reife, Vollendung, ErkenntnisErnte und noch so viel mehr findet sich in diesem atemberaubenden Text wieder. Mich spricht der Sommer, symbolisch betrachtet, an. Als würde auf dem Höhepunkt ein Erkennen, tiefes geheimes Wissen gewahr, dieses Gefühl Teil und gleichzeitig in der Zeit zu sein, ein Verbunden- und Einssein mit dem was uns bekannt ist, aber nicht immer mehr zugänglich zu sein scheint. Sei herzlich gegrüßt, liebe Yvonne, von Ingeborg
Ebenso eindrucksvoll eindringlich entrückend diese Interpretation!
Meinen herzlichen Dank und ebensolche Grüße dir zurück, liebe Ingeborg.
Yvonne