Die gemeinsame Aufwärtsentwicklung der Menschheit

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von Alf Glocker

Wie man neuerdings immer öfter aufgebunden bekommt, hat sich die Menschheit, in allen Teilen der Erde, gleich entwickelt. Unterschiede sind nirgendwo spürbar! Und von einem Auseinanderdriften der Arten ist schon gar nicht die Rede. Man sieht das vor allem an der Art und Weise, wie sich die, nicht unterschiedlichen, Kulturkreise zu artikulieren pflegen, in den Gesichtsausdrücken, im Äußern von Stimmungen (die überall gleich von den Gesichtern abgelesen werden können) usw.

Der eine schaut einem voll ins Gesicht und deutet damit an, daß er verstanden werden möchte, der andere drückt seinen Hass damit aus. Der eine schüttelt den Kopf, um ein Ja anzudeuten, der andere nickt, um das Gleiche zu tun. Die einen karikieren „große“ Propheten und die anderen bringen sie dafür um, weil der Humor bei ihnen, kurz vor der Religion, tragisch endet. Es gibt welche, die schmücken ihre Tempel mit aufwändigen Heiligenfiguren – bei anderen ist es verboten, Heiliges figürlich überhaupt darzustellen und ganz andere rennen nackt durch die Wildnis und beten Bäume an … Alles hat sich völlig identisch entwickelt.

Links unten auf der Erde sind Frauen ein Handelsgut, rechts oben sieht man sie als Kameradinnen an und in der Mitte werden alle gleich ausgebeutet. Einen Einfluss darauf, was Männer dann mit ihnen sonst noch so machen, hat das allerdings nicht. Hier geht die Übereinstimmung sogar so weit, daß die Handlung mit allen Säugetieren völlig identisch ist: Die Männchen hinterlassen – mittels eines vorstehenden Körperteilchens – ihre Erbanlagen, gebündelt in den Weibchen. Das ist geradezu himmlisch zu nennen. An dieser Stelle umarmt sich sozusagen die gesamte Schöpfung. Wie man weiter damit umgeht, ist jedoch wiederum nicht völlig identisch!

Während Löwen, Spitzmäuse, Gürteltiere und Lackaffen überhaupt nicht darüber nachdenken, was mit dem neu entstehenden Nachwuchs passiert – ebenso wie völlig „naturbelassene“ Wilde – bezeichnen sogenannte „Gläubige“ die Fortpflanzung als Gottesauftrag (der ihnen die Weltherrschaft sichern soll) und „Ungläubige“ sehen darin eine kaum noch zu bewältigende Aufgabe, weil alle anderen Kulturgüter bei ihnen einen höheren Stellenwert als eigene Kinder haben. Bei Menschen, die ohnehin lediglich für die Arbeit geboren wurden – egal ob Mann oder Frau – liegt es im Interesse der Parteibonzen, zu bestimmen, wer wie viele Kinder haben darf und wozu sie dann praktisch verwendet werden sollen.

Wie man sieht, denken alle Menschen absolut gleich … weil sie gemeinsame Vorfahren haben. Deshalb kann man auch in ihrem Mienenspiel schon deutlich erkennen was sie meinen, wenn sie jemanden beispielsweise umbringen, schwängern, ge- oder missbrauchen wollen. Überall auf der Welt ergeben sich dann nicht voneinander zu unterscheidende Schicksale, die man erst gar nicht näher betrachten, sprich „analysieren" darf, wenn man nicht unangenehm auffallen will.

Es könnte ja sein, daß der Interessenbereich eines komischen Gottes verletzt wird, dessen Gepflogenheiten ein richtig unbedarfter, also frei denkender Mensch (der, wie wir wissen, ja überall auf der Welt vorkommen kann) dann plötzlich in den Fokus von Kreaturen gerät, die sich vielleicht doch ein winzig kleines bisschen anders entwickelt haben, als es die Wissenschaft gerne gehabt hätte. In diesem Fall stirbt der überall vorkommende Mensch dann ganz einfach eines kuriosen Todes (er wird ermordet) – womit er eben bewiesen hat, daß es halt „Einzelfälle“ gibt.

So kann es auch nicht gut sein, daß in irgendeiner Ecke der Welt mehr Einzelfälle, im Sinne von „frei denkend“, vorkommen als in den anderen Ecken. Das ist schlichtweg nicht möglich! Das Gegenteil zu behaupten wäre verwerflich, menschenverachtend, rassistisch, blasphemisch … und was man sich sonst noch an bösen Gedanken machen kann, will, aber nicht zu äußern traut. Doch auch sie – diese Gedanken zu haben und sie heimtückisch zu verschweigen – ist schon höchst gefährlich! Es könnte nämlich sein, daß, von irgendwo her, ein streng, oder weniger streng Gläubiger kommt und dem Einzelfall das freie Denken bereits von der Nasenspitze ablesen kann.

Eine fatale Geschichte könnte sich daraus entwickeln. Wenn der Mensch womöglich auch noch so aussieht wie ein Mensch aus der Ecke der Welt, wo viele Freidenker leben (also überall und nirgends … aber nur offiziell) kommt, dann sollte er sich schleunigst verstecken. Denn die Gemeinschaft aller Menschen ist durchaus derart sozial gestimmt, daß sie sofort ein sehr kritisches Auge auf ihn werfen wird, bevor sie mit anderen Dingen nach ihm wirft … mit Bomben, Messern und Lastwagen. Und warum? Klar: Weil es Verbrechern schlicht und ergreifend verboten ist, Unterschiede zu machen, wenn sie das Denken im Allgemeinen und sogar besonders im Besonderen betreffen. Mensch ist Mensch – daran ist nicht zu rütteln … haben das jetzt endlich alle kapiert?!

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