Denken und Nichtdenken

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von Alf Glocker

Denken ist die angenommen höchste irdische Tätigkeit, aber es ist rein fleischlich! Erzeugt wird es in einer komischen schwammigen Brühe, die „Hirn“ oder auch „Gehirn“ genannt wird und es besteht aus elektromagnetischen Impulsen, die fälschlicherweise als „Geist“ bezeichnet werden.

Erfunden wurde es von der Natur, um alle die von ihm befallen sind, pardon, die sich seiner bedienen dürfen, nicht verstehen zu lassen was tatsächlich im Universum vorgeht. Nebenbei gesagt: das Universum ist ebenfalls ein komisches schwammiges Gebilde, das wie das Gehirn, andauernden Veränderungen unterworfen ist.

Dort bleibt nichts wie es ist, weshalb es von den wenigen „intelligenten“ Lebewesen, die es bevölkern, als „verlässlich real“ empfunden wird. Seine sogenannten Gesetze, wie das der Schwerkraft oder der Relativität, sind für alle mit und ohne Gehirn unumstößlich – sie müssen also zwangsläufig als richtungsweisend akzeptiert werden.

Alle Vorgänge (sonst hießen sie nicht Vorgänge sondern Stillstände) vollziehen sich innerhalb eines Medium, das landläufig als „Zeit“ bekannt ist. Innerhalb der Zeit „realisieren“ vor allem Formen mit Gehirn, diese Illusion als echt, der sie unterworfen sind, weil sie durch die Funktion des Gehirns noch unterstrichen wird.

Das Gehirn ermöglicht also nicht nur ein „reales“ Leben, sondern auch ein „reales“ Erleben. Darüber hinaus wird es auch noch von Träumen heimgesucht, die man getrost als irreales oder surreales Erleben bezeichnen darf. Doch gerade hier überschneiden sich die Welten!

Manche Hirnbesitzer realisieren eben nicht, wann sie sich im realen und wann im irr- oder surrealen Bereich befinden. Kurioserweise handelt es sich dabei meistens um „Realisten“! Ihr Geist, sagen wir also, ihre elektromagnetischen Entladungen ereignen sich viel zu oft, bzw. sogar generell motorisch – es sind praktisch endlose Wiederholungen.

Entsprungen ist das aus der sagenhaft kuriosen Begabung des Gehirns, sich auch ganz ohne ureigenes, sprich „seelisches“ Zutun am Laufen zu halten, indem es sich erlernbarer Rituale bedient, die mit dem was wir gerne als “Geist“ bezeichnen, überhaupt rein gar nichts zu tun haben. Individuen die das besonders gut drauf haben, bewegen sich lächerlicherweise meist in den höchsten Kreisen.

Die Esel aber, denen es auf dem Glatteis des freien, also echten Denkens, mittels eines täuschbaren Denkapparates, zu wohl geworden ist, schütteln alles ab und versuchen festzustellen, was hinter dieser Vergänglichkeit, der sie unterworfen sind vor sich geht. Dabei setzen sie sich natürlich dem Spott der anderen mit der schwammigen Masse aus, bei denen die Antwort einfach „nichts“ heißt.

Hinter dem Wechsel der Stunden, dem Lauf der Jahre, dem Werden und Vergehen der Sterne, Galaxien, Cluster, Supercluster und Gehirne, in allen schwammigen Strukturen also, die es gibt, ist nichts...! Interessant. Noch interessanter ist das, wenn man be-denkt, wozu dann dieser Wandel von Nichts zu Nichts, mit einem sich andauernd verändernden Universum überhaupt entstanden ist.

Völlig absichtslos hätte eine Absichtslosigkeit auch gänzlich hirnlos auskommen können. Zugegeben: meistens tut das die Schöpfung ja auch. Aber eben nicht immer. Zwischendurch blitzt es geheimnisvoll auf, in den schwammigen Strukturen und neue Ideen oder neue Sterne entstehen – einfach so, ohne besonderen Grund! Oder doch nicht?

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