Instinktiv einen Gedanken zu hegen, der im nächsten Moment detailliert in der Realität Gestalt annimmt und man sich einfach nur fragt "War das jetzt Zufall?!" und der andere plumt entgegnet "Nein, das war Schicksal!", erscheint banal und unergründlich und - das ist auch gut so! Wie langweilig wäre die Welt ohne Rätsel? Und weil dies jetzt vermutlich ein Apnoe-Tauchgang in verwegene linguistische Gefilde wird, hier ein passendes Bild von einer toten Fliege, die den Titel der Mittagspausen-Lektüre vermutlich etwas zu wörtlich nahm...
Etwas, das einem zufällt... von wo nach wo aber? Ein Apfel, der für Newton und etliche Physikstunden schon zig Tausend Male vom Baumwipfel gefallen kam, auf die Erde fiel, hat eine "bestimmte Kausalität"; so nenne ich dies einfach mal, da der Ursprungs- sowie der Zielort bestimmbar vorliegen (Baum und Erdboden/ Schoß des verzückten Physiklehrers).
Ebenso ein schwankender Ethanolvertilger an Christi Himmelfahrt, der kam, trank und der Bordsteinkante zum Opfer fiel... beide Objekte haben einen Ursprungsort (Baum/ Kneipe), von wo aus sie einem Zielort (Boden) zufallen.
Beiden Objekte kamen zu Fall, sind dem Zielort zugefallen. Präfix "Zu-" und lexikalisches Morphem "-fall" beschreiben das Wort, den Vorgang des Fallens, nämlich nicht das Zerfallen oder gar den Gefallen, sondern das irrational denotierte "Zufallen". Von hier nach da quasi, dem Empfänger fällt etwas zu.
So eventuell auch ein Ereignis, das plötzlich unverholen erscheint und Staunen erregt, da man etwas scheinbar Passendes gar nicht so erwartet hat.
Hier spalten sich die Zweige: Ein Zweig geht von dem unerwarteten Ereignis in der Mitte, das positiv angesehen wird, in Richtung Humor (positive Überraschung, die die Reizschwelle nicht überschreitet und statt Ärger über das erstige Falscherdenken der Lösung zum Lachen führten, Bodenkugeln inbegriffen) und der andere Zweig geht schnurstracks in Richtung des Zufalls, da der Grund für dieses Ereignis keine erkennbare Ursache hat. So setzt sich dies Prozedere vor meinem geistigen Auge vor: Ein unvorhergesehenes Ereignis ist entweder bewusst herbeigeführt worden (Witzerzähler mit lustiger Auflösung) oder kommt scheinbar aus dem Nichts, ist also unbestimmter Herkunft (Zufall).
Diese Ereignisse mit unbestimmtem Migrationshintergrund halten in unserem tagtäglichen Leben Einzug, können meist von den Mitmenschen ganz und gar nicht nachvollzogen werden und beschäftigen einen solange, bis man diese entweder als puren Zufall akzeptiert, also das Zufallen eines passenden Sachverhaltens aus unbekannter Herkunft (nicht wie der Apfel, dessen Herkunft der Baum oder des Trinkers Herkunft die Kneipe ist). Oder man sucht wissbegierig irgendwelche Gründe herbei, um zu einer passablen Erklärung zu kommen ODER macht bewusst Dinge veramtwortlich, die nicht anchweisbar sind, aber nachfühlbar.
Viele Menschen assoziieren den Ursprung dieses "Zufalls" mit einer imaginären Figur, einem Gott, der schon alles in die richtige Bahn lenken wird, und verfallen im positiven Sinne dem Optimismus, dem Glauben an eine Richtigkeit der Lebensereignisse und leben entspannter und mit Rückhalt von oben. Ein Gott begründet für viele Menschen den Ursprung eines Ereignisses.
Noch einen Schritt weiter geht man, ist das Grunddenkmuster spiritueller Natur. Meiner Meinung nach ist Spiritualität die tiefe Verbundenheit mit dem Selbst und dem großen, übergeordenten Universum, woher wir kommen und wohin wir gehen. Es ist eine Grundeinstellung, kein marrokanisches Duftöl in einer Lampe. So wird ein Schuh draus, denn erst kommt die Überzeugung, dann die Güter und Rituale, die dazu passen.
Oder man wendet sich bewusst der Seite des Zufalls ab, welche bei mir mit dem gelben Links verknüpft ist, was wiederum auf die linke, logische Gehirnhälfte zurückfallen könnte, welche - anders als die Rechte - für Logik und somit nicht für Unerklärliches zuständig ist, worunter bei vielen Menschen jegliche Ursprünge des Zufalls fallen (Esoterik, Religion, Universum, Energien). Das fühlen jener bleibt der rechten Gehirnhälfte überlassen, das Verstehen der linken.
Nach dem Modell der 6 Persönlichkeiten also unterscheide ich hier der Einfachheit halber zwischen Logikern und Sanften. Zur Erinnerung: Alle sechs Typen sind in jedem von uns verankert, nur bei dem einen oder anderen sind einige stärker ausgeprägt als andere, sodass hier von Menschen die Rede ist, welche überweigend denken oder überwiegend fühlen.
Erste sind die Zufalls-Gläubiger, "Ach was! Das ist halt so, weil es manchmal unerklärliche Dinge gibt, die man nicht erklären kann! Das ist nur Zufall, nichts als purer Zufall!". "Aber das kann doch gar nicht sein! Ich habe es instinktiv gefühlt, habe es vorher gewusst/ habe ein Zeichen erhalten/ ein Telefax von Jesus/ wie auch immer, ich habe es gespürt und dieses Ereignis ist nicht einfach so eingetreten, sondern will mir etwas zeigen, was ich noch deuten muss! Es war vorbestimmt, es war Schicksal!", "So ein Quatsch aber auch, Schicksal gibt es nicht, nur schicke Säle!", "Nein, es ist ein Zeichen von oben, ein Hinweis. Ich bin mit dem Universum verbunden und habe es vorher gespürt!", "Jetzt ist aber gut, so ein Unsinn!", "So glaube mir doch bitte! Wie kann man nur so verblendet und unsensibel sein! Deine Kanäle sind vielleicht noch nicht geöffnet...", "Gut jetzt, du verstrahltes Eso-Schwe.... §&%*'#°^@!" *
So in etwa kann eine beispielhafte, gepflegte Konversation zwischen zwei gesitteten Dialogpartnern aussehen, die gemeinsam an einer Lösung interessiert sind.
Es besteht offensichtlich Uneinigkeit. Der eine braucht entweder einen Beweis oder akzeptiert einfach nur keinen "Kickifacks", während er unter Stress gerät und zum aktiven Chef mutiert, während der andere Partner sanftmütig den Humor aufgibt und immer stiller wird. *Wer hat nun recht?
Schicksal lässt sich ethymologisch nicht so einfach bestimmen wie der Zu-Fall, welcher eine Konversion aus "zufallen" ist und in der Bedeutung eindeutig. Es ist ein Zeichen (Formativ und Denotat --> Wort und Bedeutung des "Fallens").
Schicksal, was hat das für eine bildliche Bedeutung? Hier meine ich nicht die ... Besetzung der AstroTV-Nachmittagsshow, die allen, denen HSE24 zu langweilig wurde, noch mehr Geld aus der Tasche zieht (Ich glaube an Telepathie, da ich diese von einer Fachkraft live in mehreren Situationen dokumentarisch miterlebt habe, nicht aber an eine Ferndiagnose ohne Bild etc. per TV).
Schicksal ist entweder ein zusammengesetztes Wort, aus "Schick" als Modalbestimmung und "-sal", einem Wort, das entweder früher einmal eine Bedeutung hatte (also ideomatisiert ist) oder einfach ein lexikalisches Morphem ist bzw. ein unikales Element, dessen Bedeutung nur in Zusammenhang mit "Schick" zu "Schicksal" - deutlich wird.
Wäre "-sal" ein Suffix, würde es den Bedeutungscharakter von "schick" als adrette Eigenschaft zu einem Substantiv umbauen (explizite Derivation).
Wäre "-sal" ein Determinativkompositum, würde eines der Wörter dieses zusammengesetzten Wortes (schick oder sal) das andere näher erläutern.
Wäre "-sal" ein Unikum/ Eigenname, kann man sich erschließen, dass es keine Pluralform gibt und dieses Wort ausschließlich einmal vorkommt in der Sprache.
Noch ein interessanter Aspekt zum Abschluss: Bei vorwiegend (!) logisch-pragmatisch denkenden Menschen herrscht die These des Zufalls als Grund für das Eintreten von Unvorhergesehenem, wenn überhaupt. Bei vorwiegend (!) spirituellen Geistern scheiden sich solche und in deren Scheidungspapieren steht dann als Grund das Wort "Schicksal", eingerahmt. Pragmatismus oder das Herbeiführen eventueller Ursachen auf der linken Gehirnhälftenseite und das spirituelle Wahrnehmen eines vorbestimmten Ereignisses auf der anderen rechten Gehirnhälftenseite, das passt wunderbar! ... Zufall?