Beim Tod einer Liebe (eine Reflexion)

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von Heide Nöchel (noé)

Liebe stirbt selten plötzlich.

Meistens sind es tausend kleine Tode, die - jeder für sich - fast unbemerkt bleiben.

Erste Anzeichen sind Unzufriedenheiten. Daraus folgt Rebellion, die das Gegenüber leider meist als Angriff missdeutet und sich hinter die Verschanzung zurückziehen lässt. Aus der so erfolglosen oder sogar zweckumkehrenden Rebellion wird Resignation, die irgendwann in Gleichgültigkeit mündet. Dies ist der Punkt, an dem Paare sich trennen.
Im Idealfall bleibt eine - manchmal wehmütige - Erinnerung an etwas Großes übrig.

Wo Paare aus Konvention glauben, trotzdem zusammenbleiben zu müssen, endet das Ganze meist mit Krieg - dem großen Offenen Frontenkrieg mit Schlagabtausch oder dem unterschwelligen Kalten Krieg, der fast noch zerstörerischer wirkt.

Es ist falsch zu glauben, dass dahinter noch Liebe versteckt sei.
Dies ist nur die in dieser verfahrenen Lage einzig möglich scheinende Überlebensreaktion der beiden Selbstwertgefühle. Sie soll die Ausmerzung des "Störfaktors" zum Ziel haben, erreicht aber häufig nur die Selbstzerstörung.

Eine Flucht des schwächeren Teils dieser Auseinandersetzungen aus der Realität in Abhängigkeiten - wie z. B. Drogen, Alkohol oder Okkultismus -, bietet dem "Kriegsgegner" willkommene neue Angriffsziele. Dadurch wird der Vernichtungskampf kanalisiert und scheinbar gerechtfertigt. Für das Umfeld spielt der schwächere Teil eines solchen Nervenkrieges auf diese Weise unfreiwillig den Sündenbock. Er oder sie hat aber so auch für sich selbst die Chance, "die Schuld" von sich abwälzen und die Verantwortung für diese Entwicklung dem "Angriffsgegner" aufzuladen.

Wenn diese ehemalige Liebe auch noch schon lebende Beweise hinterlassen hat, sind diese Kinder in jedem Fall die verstört und verständnislos zurückbleibenden Opfer. Häufig nehmen sie solche "Altlasten" mit hinüber in ihr eigenes Leben.

Wie viel Leid könnte man verhindern, wenn jeder die Signale des anderen richtig zu deuten lernte, solange noch Zeit ist für Änderungen.

Der Liebe wegen!!

noé/1991

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