Eine bombensichere Sache

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von Alf Glocker

Logisch ist logisch! Jeder Mensch handelt, aus seiner Sicht heraus, logisch! Der Lügner lügt, weil das für ihn logisch ist, denn die ganze Welt ist verlogen. Der Schuster bleibt am besten bei seinem Leisten, denn was anderes kann er sich gar nicht leisten, der Glöckner von Notre Dame kocht das Blei heiß, weil er es in festem Zustand nicht auf die Menge schütten kann. Der Betrüger kann sich nicht vorstellen, daß es jemanden gibt, der nicht betrügt, weshalb auch er betrügt, und der Mörder mordet, weil er das, ehrlich gesagt, am liebsten macht – oder er ist zusätzlich noch ein Lügner!

Ein echter Diktator glaubt eine göttliche Sendung zu haben, was ganz schlecht bestreitbar ist, und der geborene Geschäftsmann rechnet sich Gewinne aus, weil ihm das absolut zuwider ist – nicht wahr? Nein, das ist eben tatsächlich nicht wahr! Wahr ist nur, daß der notorische Liebhaber seine Objekte der Begierde fast so liebt, als seien es lebende Wesen, und daß der Gärtner, so er einer ist, einen grünen Daumen hat.

Auch der Trottel denkt für sich logisch – indem er Vorbilder imitiert, die ihm klug und weise erscheinen. Nichts, so denkt er (logisch) wird ihm passieren können, wenn er sich einer breiten Masse anschließt, einem Schwarm sozusagen. Da weiß er immer, in welchen Wind er sein Fähnchen halten muss, um nicht unterzugehen. Das macht er gerne und das ist für ihn unwiderlegbar logisch!

Was der Metzger gerne tut, sage ich nicht, nur so viel, daß wir öfter mal Fleisch essen, welches wir selbst schamlos erjagen würden, wenn wir dermaßen Hunger hätten, daß uns nichts anderes übrig bliebe – und selbstverständlich auch dann, wenn grade mal nicht genügend Gemüse zur Verfügung stünde. Die Logik wird uns also, von innen heraus, vorgegeben, und nicht nur das – sie inspiriert uns auch, wie von selbst, zur Falschheit, wenn wir uns einmal vorstellen müssen, was uns geschieht, wenn der neutrale Vergleich ins Haus steht. Dann wollen wir sie nämlich schützen ... unsere Unzulänglichkeit!

Bevor wir gezwungen wären zuzugeben, daß womöglich der Eine dümmer ist als der Andere, bauen wir uns hilfreiche Krücken für unsere „Logik“. Das bewahrt uns vor zwingenden Konsequenzen … Wenn wir also nicht mehr weiter wissen, samt all unserem ganz speziellen Verstand, dann bedienen wir uns auch gerne eines Dogmas, einer Ausrede, die uns beschützt, indem sie etwaiges Fehlverhalten, mehr oder weniger, meist aber nicht wirklich, rechtfertigt.

Das kommt dann wiederum auch nur auf die Sichtweise an. Der notorische Liebhaber wird zu seiner 100sten Entschuldigung den Schöpfungsauftrag des Mannes erwähnen, der Betrüger den allgemeinen wirtschaftlichen Wettbewerb und der Mörder womöglich ein religiöses Gebot, damit er straffrei ausgeht. Und somit ist dem Anspruch der Logik auf irgendeine Weise (quasi modo) ausreichend Genüge getan. Nun fehlen nur noch die günstigen Umstände und es kann losgehen – eine bombensichere Sache ist das!

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