Meister A. nimmt den Anruf eines Freundes entgegen. Dieser berichtet voller Begeisterung: „Du weißt doch, dass ich naturwissenschaftlich sehr interessiert bin und gerade über mein Hauptinteressengebiet alles lese, was mir in die Hände kommt. Derzeitig beschäftige ich mich mit dem neuesten Buche eines absoluten Kenners der Thematik, eines unübertroffenen Koryphäen auf seinen Gebieten, der sich sicherlich – und das ist nicht nur meine Auffassung - auf dem Stande des höchsten Wissens seiner Zeit befindet. Wie ich diesen Menschen beneide, wie klein ich mir dagegen vorkomme! Wie unvorstellbar glücklich muss dieser Autor sein, wie dankbar für die Anerkennung, welche ihm von allen Seiten ständig entgegengebracht wird, wie stolz auf seine Leistungen, seine Erkenntnisse, seine Erfolge, unzählige Ehrungen und Auszeichnungen!“
„Ob der, von dem du sprichst, wirklich so glücklich sein muss?“, wendet Meister A. ein, „es kommt eben darauf an, ob er 'nur' ein enormes Fachwissen sein eigen nennen darf … oder ob er zudem auch weise ist. Ist Letzteres der Fall, dann müsste ihm sicherlich immer wieder bewusst werden, dass der höchste Stand des jeweiligen Wissens zugleich auch stets der höchste Stand der diesem Wissen entsprechenden Unwissenheit ist. Ob dieses Bewusstsein glücklich machen kann?“
Meister A. - wer kann das sein? Hinter „Meister A.“ könnte ich mich verbergen – unter dem abgekürzten Pseudonym von „Meister Alfred“. Es könnte aber auch „Meister Allgemein“ gemeint sein, also jeder, jede, jedes ... also „alle“ oder „niemand Besonderer“. Jedenfalls soll es hier – möglicherweise um eine Folge? - von kleinen Episoden, Anekdoten, Denkanstößen, Lebensweisheiten … gehen, stets zumindest mit einem wahren Kern, immer mit dem gleichen Titel, aber „fein säuberlich durchnummerieret“ (Nr.17 vom 10.02.2019).